USA-Israel

Trotz allem stabil

Ein Zeichen von Freundschaft: die »Salute to Israel«-Parade 2012 auf der Fifth Avenue in New York Foto: dpa

Als die palästinensische Terrororganisation Hamas im Sommer 2014 mit insgesamt knapp 5000 Raketen Israel beschoss, ging eine Welle des Entsetzens durch die jüdische Welt – vor allem in den USA. Die amerikanischen Juden schickten Spenden, versammelten sich zu Protestveranstaltungen und organisierten Reisen nach Israel.

»Umfragen zeigen kontinuierlich, dass die Mehrheit der Amerikaner aller Alters- und Bevölkerungsgruppen Israel gegen seine Gegner in der Region, die es vernichten wollen, verteidigt sehen will«, erklärt Omri Ceren, Leiter der Abteilung Presse und Strategische Planung bei »The Israel Project«, einer unabhängigen Organisation in den USA, die sich die Aufklärung über Israel und den Nahen Osten zur Aufgabe gemacht hat. »Amerikanische Abgeordnete stehen kontinuierlich hinter Israel, zum einen, weil es richtig ist, aber auch, weil ihre Wähler, die amerikanische Bevölkerung, es verlangen«, bekräftigt Ceren.

bollwerk Amerikanische Juden haben Israel schon immer als Bollwerk gegen Antisemitismus gesehen, als Zufluchtsstätte für ein der Verfolgung ausgesetztes Volk. Aber die Unterstützung für Israel kommt nicht nur aus der jüdischen Bevölkerung. Steven Bayme, Direktor der Abteilung Zeitgenössisches Jüdisches Leben beim American Jewish Committee (AJC), zitiert eine Studie, nach der 97 Prozent der Israel-Unterstützer nichtjüdischen Kreisen angehören. »Israel ist ein weit verbreitetes Anliegen in der amerikanischen Bevölkerung«, befindet Bayme
.
Allerdings nicht unbedingt in akademischen Kreisen, was die sich immer schneller ausbreitende Bewegung »Boycott, Divestment and Sanctions« (BDS) an amerikanischen Hochschulen beweist. Und, wenn man auf die jüngsten Ereignisse zurückblickt, offenbar auch nicht unter hochrangigen US-Politikern.

So zeigen sich Obama und seine Berater relativ unbeeindruckt von der Kritik an dem Atom-Abkommen mit dem Iran, mit der die israelische Regierung vor folgenschweren Zugeständnissen in den Verhandlungen warnt. Auch kurz vor der Freilassung des Atomspions Jonathan Pollard aus US-Haft war das Verhältnis gespannt. Und als bekannt wurde, dass US-Außenminister John Kerry auf seiner Reise in den Nahen Osten keinen Besuch in Israel eingeplant hat, verursachte das Missstimmung in Jerusalem und pro-israelischen Kreisen in der ganzen Welt.

spannungen Bayme nimmt solche Spannungen ernst, warnt aber davor, sie als Anzeichen einer Krise zu interpretieren. »Der Streit um Kerry und die Entlassung von Jonathan Pollard sind nur winzige Störsignale auf dem Radarschirm«, sagt der Experte. »Trotz vieler schwieriger Momente unter allen Präsidenten, einschließlich Präsident Ronald Reagan, der als großer Unterstützer Israels galt, war die Beziehung zwischen Israel und den USA von Anfang an einzigartig.«

Eine wesentliche Besonderheit dieser Beziehung ist, dass der gegenseitige Beistand sowohl in Israel als auch in den Vereinigten Staaten parteienübergreifend und von einzelnen Regierungspersönlichkeiten weitgehend unabhängig ist. Das liegt vor allem daran, dass Israel und die USA eng zusammenarbeiten, häufig unbemerkt von der Öffentlichkeit. »Israel und die USA kooperieren seit Jahrzehnten auf Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Gebieten, von Sicherheitsfragen bis zum Umweltschutz«, sagt Medien-Insider Ceren.

Daniel Pipes, Präsident des Middle East Forums, hat dies in einem Interview mit dem französischen TV-Sender France24 so beschrieben: »Wir haben in der Tat während Obamas Amtszeit eine Geschichte der Feindseligkeit gegenüber Israel gesehen, was dazu führen mag, dass die USA Israel in der Zukunft nicht mehr so stark unterstützen. Dies kann zwar Israel das Leben schwerer machen, Krisenproportionen hat es aber nicht. Trotz des persönlichen Konflikts zwischen Ministerpräsident Netanjahu und Präsident Obama, der sich seit Jahren aufgebaut hat, gibt es eine feste Verbindung der beiden Staaten, die nicht vollständig der Kontrolle Obamas unterliegt.«

us-juden Die Experten sind stärker beunruhigt über die schrumpfende Präsenz einer starken, durchsetzungsfähigen jüdischen Gemeinschaft, ein wichtiges Standbein der Beziehung zwischen Israel und den USA. »Obwohl 6,8 Millionen Juden eine große Minderheit in den USA bilden, wird ihr Einfluss immer geringer, weil sich viele Juden assimilieren und das Interesse an der ›jüdischen Sache‹ verlieren und aggressiver mit ihrer Kritik an Israel werden«, sagt AJC-Direktor Bayme.

Auch die BDS-Bewegung macht Bayme Sorge – vor allem aus der Langzeitperspektive: »Ich habe keine Angst davor, dass Studenten oder Universitäten tatsächlich Israel finanzielle Unterstützung versagen. Was mir Sorge macht, ist die Tatsache, dass die Studenten von heute die politischen Führer von morgen sind. Wenn sie Israel in einem schlechten Licht sehen, wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit die politischen Entscheidungen in der Zukunft beeinflussen.«

Berlin

Bundesregierung bestellt iranischen Botschafter ein

Nach dem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel reagiert die Bundesregierung diplomatisch. Über weitere Maßnahmen will sie sich mit Partnern auf internationaler Ebene abstimmen

 02.10.2024

7. Oktober 2023

Friedman: Deutsche haben nach Hamas-Angriff empathielos reagiert

Es kann kein jüdisches Leben in der Moderne geben, wenn Juden ihren Anspruch aufgeben müssen, sich frei zeigen zu können, betont der Publizist

 02.10.2024

Berlin

RIAS-Chef: Genozidale Gewalt der Hamas-Massaker wird geleugnet

Eine Ächtung und Bekämpfung des Judenhasses fordert Benjamin Steinitz

 02.10.2024

Berlin

Scholz äußert sich zu Irans Angriff auf Israel

Zuvor hatte sich bereits Außenministerin Baerbock geäußert

 02.10.2024

Reaktionen

»Jeder kann sehen, was für ein Terrorstaat das ist«

Neben Appellen für eine Deeskalation fordern Politiker im In- und Ausland härtere Schritte gegen die Islamische Republik, bis hin zu Sanktionen

von Michael Thaidigsmann  02.10.2024 Aktualisiert

Bundesarchiv

Die rettende Liste: Zum 50. Todestag von Oskar Schindler

Der Fabrikant Oskar Schindler war erst Nationalsozialist. Doch dann rettete er Hunderte Juden in der NS-Zeit vor der Ermordung. An seinen Nachlass in einem Koffer erinnert jetzt das Bundesarchiv

von Verena Schmitt-Roschmann  02.10.2024

Frankfurt am Main

Becker will Verbot anti-israelischer Demo am 7. Oktober

Palästinenser wollen am Jahrestag der Hamas-Massaker demonstrieren

 02.10.2024

Nahost

Außenministerin Baerbock schlägt neue Töne an

Terrorchef Nasrallah war bei einem israelischen Luftangriff getötet worden – die Reaktion der Politikerin sorgte für einen Eklat

 02.10.2024 Aktualisiert

Washington D.C.

Walz kritisiert Trumps Ausstieg aus dem Iran-Deal

Der Republikaner sei nicht die Person, die in diesem Moment gebraucht werde, sagt der Vizepräsidentschaftskandidat

 02.10.2024