Palästinenser

Steuermittel für Terrorrenten?

Bewaffnete Palästinenser am Montag bei der Beerdigung eines von israelischen Sicherheitskräften getöteten Terroristen Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Fließen deutsche und europäische Gelder an die Palästinenser auch in die Versorgung von Angehörigen von Terroristen? Sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Kommission bestreiten dies energisch.

Man überwache sehr genau, das die Finanzhilfen in dreistelliger Millionenhöhe, die jedes Jahr an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) in Ramallah ausgezahlt werden, nicht missbräuchlich verwendet würden, heißt es unisono in Berlin und Brüssel.

TERRORRENTEN Dennoch haben Beobachter Zweifel. So zahlt die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO, die vom Präsidenten der PA, Mahmud Abbas, geleitet wird, umgerechnet rund 250 Millionen Euro an die Familien in Israel inhaftierter oder bei Anschlägen getöteter Terroristen aus.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die zum Teil üppige Versorgung der Hinterbliebenen der Attentäter stößt Politikern in Israel und auch in Europa seit Langem sauer auf – auch deshalb, weil die sogenannten Märtyrerrenten rund fünf Prozent des Jahresbudgets der PA umfassen und der Verdacht im Raum steht, dass auch EU- und deutsche Steuermittel in diesen Topf fließen.

zentralrat Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, forderte, es müsse »sichergestellt werden, dass Bundesmittel und EU-Gelder nicht dazu verwendet werden, Angehörige von palästinensischen Attentätern finanziell zu unterstützen. Hier ist auch die Bundesregierung in der Verantwortung«.

Diese wies die Vorwürfe aber weit von sich. Eine Sprecherin von Bundesentwicklungshilfeminister Svenja Schulze sagte der Tageszeitung »Die Welt«, es flössen keine direkten Steuermittel aus dem Bundeshaushalt an die PA, sodass auch Zahlungen von »Terrorrenten« mit diesem Geld nicht möglich seien. »Die Mittel der Bundesregierung werden unter strengen Kriterien zweckgebunden eingesetzt.«

FORDERUNGEN Im Bundestag werden dennoch die Stimmen lauter, künftige Zahlungen für die Palästinenser an die Abschaffung der Terrorrenten zu knüpfen. Die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann wurde von der »Welt« mit den Worten zitiert: »Deutschland sollte Sanktionen androhen und gegebenenfalls Gelder der Entwicklungszusammenarbeit kürzen oder einfrieren, wenn die PA nicht bereit ist, die Zuwendungen an Gefangene und Hinterbliebene von Attentätern einzustellen. Auf gute Worte scheint die PA nicht zu reagieren.« Auch der FDP-Politiker Till Mansmann forderte ein solches Junktim und zeigte sich offen für ein Einfrieren von Hilfsmitteln.

Die PA wehrt sich energisch dagegen. Ministerpräsident Mohammad Schtayyeh sagte diese Woche, die finanzielle Unterstützung für die Angehörigen der »Märtyrer und Gefangenen« sei eine »moralische Pflicht«.

Auch in Brüssel fordern konservative Politiker seit Längerem ein härteres Vorgehen und die Verknüpfung der Überweisungen nach Ramallah an klare Bedingungen. So führte die Kontroverse um hetzerische und antisemitische Inhalte in palästinensischen Schulbüchern dazu, dass einige EU-Länder die Zahlungen an die PA teilweise stoppten oder einfroren. Die Europäische Kommission hat in diesem Jahr ihre Direkthilfe von rund 150 Millionen Euro noch nicht an die PA überwiesen.

KONDITIONALITÄT Doch für die Forderung, diese Mittel an klare Bedingungen zu knüpfen, gibt es offenbar auch nicht die notwendige qualifizierte Mehrheit unter den Regierungen – die EU ist in der Frage, ob und wie sehr man die Daumenschrauben gegenüber den Palästinensern anziehen sollte, gespalten. Selbiges gilt für das Europäische Parlament: Ein Vorschlag des Haushaltsausschusses, einen Teil der Gelder für die Palästinenser in Reserve zu stellen, lehnte das Plenum im Dezember mehrheitlich ab.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Vergangene Woche wandte sich Irlands Außenminister Simon Coveney im Namen von 15 der 27 EU-Mitgliedsstaaten schriftlich an das zuständige Mitglied der Europäischen Kommission, den Ungarn Oliver Varhelyi, und forderte die sofortige Freigabe der blockierten Mittel.

»Wie Sie wissen, befindet sich die Palästinensische Autonomiebehörde in einer schwierigen Lage und durchlebt eine schwere Haushaltskrise ... Das Ziel der EU und der internationalen Gemeinschaft muss es sein, die Palästinensische Autonomiebehörde zu stärken. Die anhaltende Verzögerung bei der Freigabe der EU-Hilfen birgt die Gefahr, das Gegenteil zu bewirken. Es ist wichtig, dass wir die Mittel so schnell wie möglich freigeben«, so Coveney im Namen von Belgien, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Polen, Portugal, Spanien, Schweden und Zypern.

ZUSAMMENARBEIT Zur notwendigen qualifizierten Mehrheit braucht es aber die Zustimmung von mindestens 16 der 27 EU-Staaten, welche außerdem 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren müssen. Andere EU-Staaten, darunter auch Deutschland, unterstützen bislang Varhelyis harte Haltung gegenüber Ramallah, sodass die Auszahlungen weiter blockiert sind.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Vor Ort geht die Zusammenarbeit zwischen Vertretern der EU und der Palästinenser aber offenbar harmonischer vonstatten. So berichtete die »Jerusalem Post« am Mittwoch, dass die EU-Delegation in Ramallah auch weiterhin mit sechs palästinensischen Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeite, welche die israelische Regierung wegen ihrer Verbindungen zu Terrorgruppen gebrandmarkt hatte. Brüssel hatte eine Untersuchung eingeleitet; die Auszahlung von EU-Projektmitteln an die betroffenen NGOs ist vorerst suspendiert.

LOBBYING Doch dem obersten Vertreter der EU bei den Palästinensern, Sven Kühn von Burgsdorff, scheint das ein Dorn im Auge zu sein. Laut »Jerusalem Post« hat er knapp 600.000 Euro an EU-Zuschüssen freigemacht, um die Rolle der Palästinenser »in der Politikgestaltung und in Entscheidungsprozessen auf lokaler Ebene und auf der Ebene der EU zu fördern«.

Hierzu gehörten auch Bemühungen, »die palästinensische Darstellung und die Wirksamkeit der palästinensischen Lobbyarbeit in der EU zu verstärken«. Mit anderen Worten: Brüssel – und damit auch der europäische Steuerzahler – finanziert die politische Einflussnahme auf seine Politik gleich mit.

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025