Meinung

Sorge um mein Südafrika

Ruth Weiss Foto: dpa

Ihr Juden gehört nicht zu Südafrika!» und: «Ihr denkt, dies ist Israel, aber wir werden euch töten!» Solche Parolen wurden am 8. März in Sandton, einem Vorort von Johannesburg, gerufen. Die Hassdemonstration richtete sich gegen eine südafrikanisch-israelische Ausstellung, die dort stattfand. Aufgerufen zum Protest gegen den jüdischen Staat hatte die einschlägig bekannte Anti-Israel-Bewegung BDS. Was die Meldung über das Kap hinaus zum Politikum macht, ist der Umstand, dass sich auch Südafrikas stellvertretender Minister für Internationale Beziehungen, Obed Bapela von der Regierungspartei ANC, dort sehen ließ.

BDS ist in den vergangenen Jahren in Südafrika sehr stark geworden, und das bedeutet auch eine gravierende Zunahme von Antisemitismus: So legten beispielsweise im Oktober Studenten in einem koscheren Supermarkt einen Schweinekopf ab, im Februar forderte der Studentenrat der Universität von Durban, jüdische Kommilitonen zu exmatrikulieren, wenn sie nicht die PLO unterstützten.

apartheid Der ANC war als Befreiungsbewegung gegen die südafrikanische Apartheid auch mit der PLO liiert; seine propalästinensische Politik hat also eine lange Geschichte. Zudem wird der Hass auf Juden und Israel durch sehr aktive Teile der kleinen muslimischen Bevölkerung geschürt – das findet sein Echo vor allem unter afrikanischen Studenten.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Kommunistische Partei Südafrikas, die bei den aktuellen Kampagnen eine wichtige Rolle spielt, in den 20er-Jahren vor allem von Juden gegründet worden war. Schon ab 1936 verbot das Apartheidsregime Juden die Einwanderung. Da wird es vielleicht verständlich, dass Juden eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Apartheid gespielt haben: 14 der 23 weißen Angeklagten im Hochverratsprozess 1956 waren Juden; fünf der 17 ANC-Führer, die 1963 festgenommen wurden, waren Juden; mit Denis Goldberg und Joe Slovo waren zwei enge Vertraute Nelson Mandelas Juden.

Groß ist die jüdische Gemeinde in Südafrika nicht, aber trotz hoher Auswandererzahlen der letzten Jahre war sie stets sehr zionistisch orientiert. Umso größer ist nach den jüngsten Angriffen die Verunsicherung unter den Juden. Der Zentralrat, das Jewish Board of Deputies, versuchte nach der Demonstration vom 8. März, die Gemeinde zu beruhigen: Die Demonstration sei doch nur klein gewesen, und was BDS fordere, werde nicht von der Mehrheit der Bevölkerung getragen. Hoffen wir, dass diese beruhigenden Worte der Realität entsprechen.

Die Autorin ist Schriftstellerin und lebte lange in Südafrika.

Potsdam

Brandenburg: Ja zum Existenzrecht Israels künftig Bedingung zur Einbürgerung

Die Entscheidung der Landesregierung gilt seit Juni dieses Jahres

 18.07.2025

Berlin

Wo die Intifada globalisiert und gegen Zionisten gehetzt wird

Ein Augenzeugenbericht über einen merkwürdigen Abend an der Freien Universität, der mit einem Hausverbot endete

von Alon David  18.07.2025

Meinung

Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

An der FU Berlin berieten Studenten darüber, wie man die Intifada globalisieren könnte. Darüber kann man lachen, doch den radikalen Israelfeinden steht der Marsch durch die Institutionen noch bevor

von Noam Petri  18.07.2025

Medien

»Besonders perfide«

Israels Botschafter wirft ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann Aktivismus vor. Die Hintergründe

 18.07.2025

Analyse

Inszenierung des angeblich Unpolitischen

Im Prozess von Lahav Shapira gegen Burak Y. versuchte die Verteidigung, so zu tun, als hätte die Nötigung des jüdischen Studenten nichts mit dem Nahost-Konflikt zu tun. Doch Burak Y. selbst unterlief diese Strategie

von Ruben Gerczikow  18.07.2025

Berlin

Israelisches Restaurant verschiebt wegen israelfeindlicher Proteste Eröffnung

»Ein Restaurant zu eröffnen, sollte eine fröhliche Feier sein«, so die Betreiber. Unter den aktuellen Umständen sei es »kaum möglich, diese Freude zu spüren«

 18.07.2025

Washington D.C.

Trump will Veröffentlichung einiger Epstein-Unterlagen

Der amerikanische Präsident lässt sich selten unter Druck setzen. Doch im Fall Epstein reagiert er nun. Ob das seinen Anhängern reicht?

 18.07.2025

Flandern

Gericht verbietet Transit von Militärgut für Israel

Der Hafen in Antwerpen ist einer der größten Europas. Einer Gerichtsentscheidung zufolge dürfen Schiffe, die von dort aus in den einzigen jüdischen Staat fahren, kein Militärgut mehr mitnehmen

 18.07.2025

Regierung

Warum Friedrich Merz Angela Merkel erst zum 100. Geburtstag öffentlich gratulieren will

Alte Rivalität rostet nicht? Als der Bundeskanzler in Großbritannien auf das Verhältnis zu seiner Vorvorgängerin angesprochen wird, reagiert er schlagfertig

 17.07.2025