Berlin

Solidaritätskonzert für Hamas-Geiseln: »Unvorstellbares Leid«

Teilnehmer einer Demonstration in Berlin erinnern an das Schicksal der israelischen Geiseln der Terrororganisation Hamas. Foto: picture alliance/dpa

Am 100. Tag des Überfalls der Hamas auf Israel ist in Berlin mit einem Solidaritätskonzert an die Geiseln im Gaza-Streifen erinnert worden. Bei der Veranstaltung der Angehörigeninitiative »Das gelbe Piano« spielte am Sonntag in der James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel der Pianist Igor Levit.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte bei dem Konzert laut Redetext, es gebe keine passenden Worte für den Überfall der Terrororganisation vom 7. Oktober. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, erinnerte an das »unvorstellbare Leid« der betroffenen Familien.

Ziel der Hamas ist laut Klein »die völlige Vernichtung der Jüdinnen und Juden«. Daraus mache die Terrororganisation kein Geheimnis. Deutschland müsse deutlich Position beziehen und sich solidarisch an die Seite Israels stellen, mahnte der Antisemitismusbeauftragte.

Aufrufe zu Gewalt

Israel sei das Land in der Region, das demokratische Werte vertrete und in dem Andersdenkende sowie Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung ohne Verfolgung, Diskriminierung oder Furcht um ihre körperliche Unversehrtheit leben könnten.

Seit dem 7. Oktober erlebten Jüdinnen und Juden in Deutschland einen Antisemitismus, »wie wir ihn seit 1945 noch nicht gekannt haben«, warnte Klein. Er erinnerte daran, dass Häuser mit Davidsternen markiert, Synagogen angegriffen und Jüdinnen und Juden in der Öffentlichkeit attackiert wurden.

»Auf den Straßen wurde offen zur Gewalt gegen sie aufgerufen«, beklagte der Antisemitismusbeauftragte. Er sei der Polizei dankbar, dass sie Tag und Nacht jüdisches Leben in Deutschland schützt.

Grauenhafte Verbrechen

Parzinger erklärte anlässlich des Solidaritätskonzerts, er sei »entsetzt über die grauenhaften Verbrechen, die die Hamas in Israel verübt hat«. Er hoffe mit den Angehörigen, dass die vielen israelischen Männer, Frauen und Kinder endlich aus der Geiselhaft befreit werden könnten.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz äußerte sich ebenfalls besorgt über wachsenden Antisemitismus im gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld. »Wenn wir als Kultureinrichtungen etwas schaffen können, dann sind es zwei Dinge: Wissen zu fördern und Urteilskraft zu stärken«, fügte er hinzu.

Die Initiative »Das gelbe Piano« erinnert an das Schicksal der Hamas-Geiseln, indem an öffentlichen Orten ein gelber Flügel gespielt wird. Bisherige Spielorte seien die Fußgängerzone in Tel Aviv und die U-Bahn in Tokio gewesen.

Sofortige Freilassung

Zuvor hatten die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die israelische Botschaft in Berlin mit einer Demonstration an die 100 Tage Geiselhaft der Entführten erinnert. An dem Demonstrationszug am Sonntagmittag beteiligten rund 600 Menschen.

»Es ist klar, dass wir alles tun müssen, um sie wieder zurück nach Hause zu bringen«, sagte der israelische Botschafter Ron Prosor bei der Kundgebung. »Die Zeit spielt gegen uns«, betonte der Diplomat in Berlin-Mitte.

Die Veranstalter hatten dazu aufgerufen, gemeinsam mit Angehörigen von Geiseln, die eigens aus Israel angereist waren, für die sofortige Freilassung ihrer Familienmitglieder und eine klare internationale Ächtung der Verbrechen der Hamas auf die Straße zu gehen.

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