Interview

»Siedler werden dämonisiert«

Herr Sapir, Sie gründen derzeit den Verein »Siedlungspolitik – Aufklärung und Bildung«. Was treibt Sie an?
Wenn in Deutschland über Israelis und Palästinenser gesprochen wird, etwa in einer Talkshow, werden die Siedler von mehr oder weniger kompetenten Experten immer verdammt. Aber niemand vertritt ihre Position.

Sind Sie also die Stimme der israelischen Siedler in der deutschen Öffentlichkeit?
Nein, es gibt ja gar nicht »die« Siedler als politische Einheit. Und außerdem hat uns auch niemand dazu ernannt.

Auf Ihrer Website schreiben Sie, es sei für Sie eine Sache des Gewissens, die Siedlungen zu unterstützen. Ist das nicht eine Nummer zu groß formuliert?
Ganz viele Menschen behaupten, sie könnten die Siedlungspolitik mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren. Dagegen wollen wir zeigen, dass Siedler auch eine ethische Position vertreten. Die muss man nicht teilen, aber sie ist nicht gewissenlos, im Gegenteil. Stattdessen erleben wir aber gerade in der deutschen Öffentlichkeit eine Dämonisierung der Siedler als Friedensfeinde oder Rassisten.

Die Gegenposition lautet, dass die Siedler die Palästinenser verdrängen.
Zahlenmäßig stimmt das nicht. Es leben im Westjordanland mehr Palästinenser als israelische Siedler. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen Palästinenser. Wir wollen nur, dass auch die Rechte der Siedler gewahrt werden.

Wie sind die Reaktionen auf Ihre Initiative?
Bislang bin ich der Einzige, der für unseren Verein, der ja in Gründung ist, in die Öffentlichkeit geht – schließlich kann es passieren, dass man körperlich bedroht wird, wenn man Positionen wie unsere vertritt. Aber wir werden bereits jetzt angefragt und eingeladen – jüngst etwa von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Sie schreiben, im Verein seien »Akademiker, Deutsche und Juden«. Soll der Nahostkonflikt von Deutschland aus gelöst werden?
Ich selbst bin ja Israeli, aber es kommt nicht auf den Pass an. Zu oft haben wir gehört, dass Menschen ihre Anti-Siedler-Position mit der Formulierung »gerade wir als Deutsche« begründen. Auch da wollen wir gegenhalten.

Warum braucht es einen Verein?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man so besser etwas bewirken kann. Einrichtungen wie jüdische Gemeinden und sogar die israelische Botschaft wagen es in diesem politischen Klima nicht, sich mit klaren Worten für die gerechte Sache der Siedler einzusetzen. Diese Lücke wollen wir schließen.

Was sind Ihre nächsten Schritte?
Wir freuen uns auf engagierte Mitstreiter aus ganz Deutschland. Letztlich wollen wir, dass jede Einrichtung in Deutschland, ob Schule, Stiftung oder Sender, die sich mit dem Thema beschäftigt, auch auf Leute zurückgreifen kann, die für die Siedlungen sprechen und das gängige Bild ergänzen.

Mit dem Berliner Journalisten und Übersetzer sprach Martin Krauß.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  18.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten beschmieren Kanzleramt

Die Täter, ein Mann und eine Frau, befinden sich bereits wieder auf freiem Fuß

 18.11.2025

Meinung

Die Gut-Wetter Freunde Israels sind zurück! 

De Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und der Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025

Berlin

Mehr als 500 Rechtsextremisten mit Haftbefehl gesucht

Nach knapp 40 von ihnen wird wegen Gewaltstraftaten gefahndet

 18.11.2025

Berlin

Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisiert geplante deutsche Millionenhilfen für UNRWA

Volker Beck: »Hilfe darf nicht über einen Kanal erfolgen, der in die terroristischen Aktivitäten der Hamas verstrickt war und ist«

 18.11.2025

Deutschland

»Das ist Verrat am Vaterland«

Unionsfraktionschef Jens Spahn äußert sich einmal mehr klar zur AfD

 18.11.2025

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

USA

Clinton-Minister zieht sich wegen Kontakt zu Epstein zurück

Der Skandal um den verstorbenen Sexualstraftäter zieht weitere Kreise. Ein früherer Minister kündigt nun wegen seiner persönlichen Beziehung zu Epstein Konsequenzen an

 18.11.2025

New York

UN-Sicherheitsrat billigt Trumps Gaza-Plan

Die Resolution erhält 13 Stimmen, Russland und China enthalten sich. Trump: Es ist ein Moment wahrhaft historischen Ausmaßes

 18.11.2025