Meinung

Seltsame Logik des Verfassungsschutzes

Foto: Stephan Pramme

Mit einem einzigen Satz die Welt zu erklären, ist schwierig. Dazu muss man genial sein oder ein Tor, der seine eigene Weisheit nicht versteht. Als Mitte vergangener Woche der Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz von dessen scheidendem Präsidenten Heinz Fromm sowie von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich vorgestellt wurde, fiel ein solcher Satz.

Er sagt mehr über die Behörde und den Zustand der sogenannten Inneren Sicherheit als alle ihre Bekundungen gegen Rechtsextremismus zusammen. Die beiden führenden Vertreter des Sicherheitsapparats bekundeten: »Die Anzahl der Rechtsextremisten in Deutschland hat abgenommen.« Die Begründung von Fromm und Friedrich: NPD und DVU sind fusioniert, und deshalb gebe es nicht mehr so viele Parteimitglieder.

Das mag rechnerisch richtig sein, nur sagt es nichts, aber auch gar nichts über Rechtsextremisten aus. Wenn auf einem solchen Satz die Weisheit der Behörde beruht, dann dürften die potenziellen Opfer der Nazis auch in Zukunft Grund zur Sorge haben. Nach dieser Logik ist die Bekämpfung des Rechtsextremismus ganz einfach: Verschwinden Parteimitglieder, durch Auflösung oder besser durch Verbot, dann verschwinden die Nazis. Wohin weiß man nicht – Hauptsache, sie sind dann weg.

aktenschredderei Deshalb liegt den Innenbehörden eigentlich auch das NPD-Verbot am Herzen. Dass es wegen der vielen V-Männer und der Aktenschredderei bei den Verfassungsschutzbehörden aus eigenem Verschulden offenbar nicht mehr möglich ist, wie jetzt auch Hans-Peter Uhl, der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, einräumte – für die Verantwortlichen ist das bestenfalls ein Dilemma. Wenn man den Gedanken weiterdenkt, muss man sich allerdings fragen, was mit solchen Behörden überhaupt möglich ist.

Wer aber das Problem des Rechtsextremismus und gewalttätiger Nazis in Deutschland nach derartigen, rein quantitativen Kriterien misst und daraus einen Satz bildet, der eine ernsthafte Antwort auf die Morde des »Nationalsozialistischen Untergrundes« und das Versagen der Behörden sein soll, ist nicht töricht – sondern genial. Über Sarkasmus darf er sich allerdings nicht wundern.

Die Autorin ist Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

München

Bayern gibt NS-Raubkunst an Erben von Ernst Magnus zurück

Nach Jahrzehnten geht ein Renaissance-Gemälde an die Erben des jüdischen Bankiers. Warum die Entscheidung erst jetzt fiel und was das Bild mit NS-Verbrecher Hermann Göring zu tun hat

 12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025