Meinung

Schweden: Gedenken ohne Juden

Katharina Schmidt-Hirschfelder Foto: Marco Limberg

Schwedens Juden leben in einem Paradoxon – mit bisweilen absurden Zügen. Die jüdische Gemeinde wurde in der nordschwedischen Kleinstadt Umeå nicht zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 eingeladen. Der Veranstalter von der Arbeiterpartei sagte, dass aufgrund möglicher Proteste palästinensischer Teilnehmer »die Sicherheit der jüdischen Teilnehmer nicht gewährleistet« wäre. Umeås Juden könnten sich »unwohl« fühlen, dies wolle man ihnen »nicht zumuten«.

Das ist feige und verlogen: In Wirklichkeit sollten die Themen Flüchtlinge und Islamophobie im Zentrum des Pogromgedenkens stehen. Es ist schließlich derselbe Veranstalter, der der Chefin von Umeås jüdischer Gemeinde nahelegt, in Schulen keine Vorträge zum Judentum zu halten: Wegen der vielen Muslime seien Konflikte zu erwarten.

Absurd
Damit jedoch hat der Politiker die Erklärung für die Absurdität gleich mitgeliefert: bloß keine Konflikte! Dass es in einer demokratischen Gesellschaft auch Konflikte gibt, dass auch Einwanderer Rassisten und Schweden Antisemiten sein können, ist vielen unangenehm. Alles soll, bitte schön, harmonisch und simpel sein: Hier sind die Guten (Schweden und muslimische Flüchtlinge, denen man helfen muss), dort die Bösen (Verbrecherstaat Israel). Den Juden geht es doch jetzt bestens. Wozu also Erinnerungskultur?

Das ist der Kern des Paradoxons, in dem sich Schwedens Juden bewegen. Einerseits sind sie offiziell anerkannte Minderheit, andererseits stehen grundlegende Rechte auf dem Spiel, etwa Beschneidung und Schächten. Einerseits sind sie integriert, andererseits müssen sie immer wieder als Blitzableiter für Kritik an Israel herhalten. Solange es bei Jiddisch und Klezmer bleibt, ist alles in Ordnung.

Antisemitismus Sobald aber Religion und Geschichte ins Spiel kommen, hat die schwedische Gesellschaft ein Problem mit Juden. Das wird richtig gefährlich, wenn es zur antisemitischen Tat kommt – und man sie noch toleriert. Der demokratische Nachholbedarf vieler muslimischer Einwanderer kollidiert mit dem schwedischen Selbstbild als menschenfreundliches Einwanderungsland. Nicht ohne Grund wählen immer mehr »normale Schweden« die rechtspopulistischen Schwedendemokraten, die ursprünglich rechtsradikal waren.

Schweden muss lernen, sich den Konflikten zu stellen, die die Einwanderung muslimischer Flüchtlinge mit sich bringt. Das darf aber nicht auf Kosten anderer Minderheiten gehen. Sonst wird es noch absurder.

Deutschland

»Das ist Verrat am Vaterland«

Unionsfraktionschef Jens Spahn äußert sich einmal mehr klar zur AfD

 18.11.2025

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

USA

Clinton-Minister zieht sich wegen Kontakt zu Epstein zurück

Der Skandal um den verstorbenen Sexualstraftäter zieht weitere Kreise. Ein früherer Minister kündigt nun wegen seiner persönlichen Beziehung zu Epstein Konsequenzen an

 18.11.2025

New York

UN-Sicherheitsrat billigt Trumps Gaza-Plan

Die Resolution erhält 13 Stimmen, Russland und China enthalten sich. Trump: Es ist ein Moment wahrhaft historischen Ausmaßes

 18.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  17.11.2025

Berlin

Bundesregierung hebt Stopp der Rüstungsexporte nach Israel wieder auf

Die Waffenruhe in Gaza hält seit mehr als fünf Wochen. Die Bundesregierung nimmt das zum Anlass, ihre massiv kritisierte Entscheidung aus dem Sommer rückgängig zu machen

von Michael Fischer  17.11.2025

USA

Kehrtwende? Trump empfiehlt Abstimmung über Epstein-Akten

Der Fall des Sexualstraftäters lässt den US-Präsidenten nicht los. Vor einer Abstimmung im Repräsentantenhaus gibt er einen überraschenden Rat an seine Partei

von Anna Ringle  17.11.2025

Extremismus

Beobachtungsstelle: Tausende christenfeindliche Straftaten in Europa

Europa gilt immer noch als christlicher Kontinent. Doch Experten warnen: Christen sind von einem Klima wachsender Intoleranz bedroht. Auch in Deutschland muss die Lage Besorgnis erregen

 17.11.2025