Palästinensische Schulbücher

Scharfe Kritik an Bundesregierung

Schulklasse in Gaza (November 2020) Foto: imago images/ZUMA Wire

Die Bundesregierung stellt sich nach der Kritik an antisemitischen Inhalten an Schulen des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) hinter das Vorgehen der Organisation. »Die Bundesregierung begrüßt, dass UNRWA die Problematik selbstständig aufdeckt und zeitnah reagiert hat«, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Müller-Rosentritt.

STEREOTYPE Zuvor war bekannt geworden, dass Lehrer an von der UNRWA betriebenen Schulen in den palästinensischen Autonomiegebieten während des pandemiebedingten Lockdowns Lernmaterialien an Schüler ausgegeben hatten, auf denen israelfeindliche Stereotype reproduziert und der Dschihad (Heilige Krieg) glorifiziert wurden. Im Januar hatte bereits die Nichtregierungsorganisation Impact-se über die Arbeitsblätter berichtet, die teilweise seit März vergangenen Jahres kursieren sollen.

UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini erklärte, es seien »unangemessene Seiten« aus Lehrbüchern an Schüler verteilt worden. Die UNRWA werde nun eine »innovative Online-Plattform« starten, »auf der alle geprüften und genehmigten Lernmaterialien für die Nutzung durch Schüler in unseren Schulen bereitgestellt werden«, so Lazzarini.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Bundesregierung begrüße diese Entscheidung. Man erwarte, »dass mit Blick auf die von UNRWA eingerichtete E-Learning-Plattform zur Bereitstellung geprüfter und genehmigter Lernmaterialien weitere Vorfälle vermieden werden«. Man lehne jegliche Form von Antisemitismus, Verherrlichung von Gewalt und Anstachelung zum Hass ab.

HASS AUF ISRAEL Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker sagte der Jüdischen Allgemeinen, keine andere Organisation der Vereinten Nationen stehe dem »friedlichen Miteinander von Israelis und Palästinensern so im Weg« wie die UNRWA. Das Hilfswerk vermittle, so Becker, »den Hass auf Israel von einer Generation an Palästinensern an die nächste weiter«. Zu groß sei die Nähe der UNRWA zur Terrororganisation Hamas, die seit 15 Jahren im Gazastreifen die Macht hat, erklärte der DIG-Präsident.

Becker forderte die Auflösung der Organisation und eine Übertragung ihrer Aufgaben an den UNHCR, das allgemeine Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. »Die UNRWA ist das Sinnbild einer selbsterfüllenden Philosophie, die den Flüchtlingsstatus der Palästinenser konserviert, diese dadurch aber auf Dauer als Menschen zweiter Klasse abstempelt«, erklärte Becker.

GESCHÄFTSMODELL Ähnlich sieht es auch Volker Beck, Lehrbeauftragter an der Universität Bochum und ehemaliger Bundestagsabgeordneter von Bündnis90/Die Grünen. Das Geschäftsmodell der UNRWA sei die Fortführung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern. »Israelhass bei der UNRWA ist notorisch. Seit vielen Jahren steht die Hasspropaganda in den Schulbüchern der UNRWA in der Kritik«, sagte er dieser Zeitung.

»Es wäre Zeit, aus der Unterstützung der UNRWA ganz auszusteigen. Man sollte diese Mittel nehmen und das Geld an den UNHCR und die Staaten, die Palästinenser aufgenommen haben, für die Integration der Palästinenser, überwiegend Kinder und Enkel der einstigen Flüchtlinge, geben«, forderte Beck.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Remko Leemhuis, der Leiter des Berliner Büros des American Jewish Committee, sagte, als größter Geldgeber der Hilfsorganisation habe die Bundesregierung erheblichen Einfluss auf die UNRWA. »Wir hoffen, dass von dieser Möglichkeit auch entsprechend Gebrauch gemacht wird. Steuergelder dürfen nicht für die Erziehung zum Hass missbraucht werden«, so Leemhuis.

ANSTRENGUNGEN Auch für Frank Müller-Rosentritt ist die deutsche Haltung zu den Vorfällen »zu passiv, floskelhaft und abwartend«. Wenn Schüler »mit Hass und der Verherrlichung von Terrorismus indoktriniert werden, dann kann das niemals im Interesse des Geldgebers, in diesem Fall der Bundesregierung, sein.«

Er befürchte jedoch, so der FDP-Politiker, dass das Schweigen der Regierung ein starkes Indiz dafür sei, dass es derzeit kein Bemühen um nachhaltige Aufklärung gebe. Zudem sehe er »keine ehrlichen Anstrengungen«, die bereits an Schüler ausgegebenen Lehrmaterialien wieder einzusammeln. »Die Bundesregierung muss sich durchsetzen und darf nicht immer wieder gutgläubig auf große Versprechungen hören.«

Die Region könne nur dann eine prosperierende Zukunft haben, »wenn es eine Erziehung zum Frieden und nicht zum Hass« gebe. »Mir ist schleierhaft, warum man sich in dieser Frage offenbar einer offenen Diskussion verweigert. Kritik bedeutet doch nicht per se Ablehnung, wenn es darum geht, Dinge zu verbessern«, sagte Müller-Rosentritt der Jüdischen Allgemeinen. kna/mth

Jerusalem

Volker Beck kritisiert ultrarechte Minister in Israel

Äußerungen einiger Regierungsmitglieder machen es dem bekannten Israel-Unterstützer zufolge auch für enge Freunde schwieriger, das Land zu verteidigen

 30.05.2025

Gaza

Wolffsohn verteidigt Israels Vorgehen gegen die Hamas

Jedes Opfer im Gazakrieg gehe auf das Konto der Terrororganisation, sagte der Historiker im Deutschlandfunk

 30.05.2025

Roderich Kieswetter

Die Palästinenser müssen von der Hamas und ihrer Ideologie befreit werden

Die Hamas droht, den kognitiven Krieg gegen Israel zu gewinnen. Dabei wäre die vollständige Niederlage der Terrororganisation nicht nur im Interesse des jüdischen Staates, sondern auch der Menschen in Gaza

von Roderich Kiesewetter  30.05.2025

Alexandra Krioukov

Berlin: Mordaufruf am Campus

In unmittelbarer Nähe der Humboldt-Universität wurde der bei einem antisemitischen Anschlag ermordete Yaron Lischinsky verhöhnt. Für jüdische Studierende wird der Raum, in dem sie angstfrei existieren können, immer kleiner

von Alexandra Krioukov  30.05.2025

Diplomatie

Verschärfte Rhetorik

Nicht nur in Brüssel, auch in Berlin wird die Kritik an Israel und seiner Kriegsführung in Gaza immer schärfer

von Michael Thaidigsmann  30.05.2025

Halle

Sieben Jugendliche zeigen Hitlergruß

Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung

 30.05.2025

Meinung

Der Schatten des Gabor Steingart

Der Publizist bejubelt die Kritik des Bundeskanzlers an Israels Kriegsführung: Endlich könne Deutschland aus dem »langen Schatten der Geschichte« heraustreten. Um Empathie mit den Palästinensern geht es dabei nicht

von Ralf Balke  29.05.2025

Wadephul in Washington

»Wir stehen zu Israel«

Der deutsche Außenminister spricht im US-Fernsehen aber auch über die »sehr schlimme« humanitäre Lage in Gaza

 29.05.2025

Meinung

Europa darf die Brücke zu Israel nicht abreißen

Eine Mehrheit der EU-Staaten hat sich für die Überprüfung des Partnerschaftsabkommen mit Israel ausgesprochen. Das ist ein Fehler, findet die israelische Juristin und Wirtschaftsexpertin Nadja Davidzon

von Nadja Davidzon  28.05.2025