Der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn hat Vorschläge zur Umbenennung von Straßen und Plätzen verteidigt. »Ich teile nicht den Eindruck, dass durch Umbenennungen historische Erinnerungen verloren gehen«, sagte er nun der »Berliner Morgenpost«: »Ein Stadtplan ist kein Museum.« Der Deutsche Städtetag habe im Frühjahr 2021 ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Straßennamen eine hohe Form der Ehrung seien. Deshalb müssten sie in der Gegenwart kritisch überprüft werden.
Eine von Salzborn in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie war im Dezember auf ein kontroverses Echo gestoßen. Sie sah bei 290 Straßen- und Platznamen in Berlin problematische, antisemitische Bezüge. Der Studienautor Felix Sassmannshausen aus Leipzig empfahl daher eine gesellschaftliche Debatte und in einer Vielzahl der Fälle auch eine Umbenennung.
Dazu gehörten bereits diskutierte Straßennamen wie die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz und die Pacelliallee in Berlin-Dahlem, aber auch alle Martin-Luther-Straßen, die Otto-Dibelius-Straße in Charlottenburg oder der Pastor-Niemöller-Platz in Pankow.
In anderen Fällen wie der Thomas-Mann-Straße oder dem Adenauerplatz plädierte der Gutachter für weitere Forschungen und eine digitale Kontextualisierung. Für sein Gutachten hatte der Wissenschaftler zwischen Mai und Oktober vergangenen Jahres alle Berliner Straßennamen überprüft. epd