Debatte

Roger Waters verhöhnt Holocaust-Opfer

Roger Waters Foto: picture alliance / NurPhoto

Der Verschwörungstheoretiker und Musiker Roger Waters hat sich auf Instagram mit einem neuen Beitrag zu Wort gemeldet. Darin äußert er sich zur Absage seines ursprünglich am 28. Mai vorgesehenen Konzertes in Frankfurt am Main durch den Stadtrat und das Land Hessen sowie zu den rechtlichen Schritten, die er einleitete, um die Vorstellung zu retten.

In verschiedenerlei Hinsicht ist der Post höchst problematisch: Waters fügte ein Foto des Grabes von Sophie Scholl ein und schrieb dazu: »Der Frankfurter Stadtrat war rechtlich dazu verpflichtet, bis zum 14. April zu Roger Waters’ einstweiliger Verfügung Stellung zu nehmen. Ist dies geschehen? Wir können nur spekulieren, was in Frankfurt passiert. Wird dort auf Zeit gespielt? Wer weiß?«

Weiter unten im selben Post schreibt der Musiker: »Es ist eigentlich egal, was passiert. Wir kommen jedenfalls, denn die Menschenrechte sind wichtig. Ja, Frankfurter Stadtrat, wir erinnern uns an die Kristallnacht! Wie Sophie Scholl standen unsere Väter auf der Seite der 3000 jüdischen Männer. Und heute stehen wir auf der Seite der Palästinenser! Wir kommen am 28. Mai nach Frankfurt!«

Verhöhnung Roger Waters verharmloste offensichtlich den Holocaust und verhöhnte dessen Opfer, indem er sich selbst in dem leicht wirren Kommentar indirekt mit Sophie Scholl verglich, die mit den anderen Mitgliedern der Weißen Rose ihr Leben für die Freiheit gab. Im Alter von 21 Jahren wurde sie von den Nazis hingerichtet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit den »3000 jüdischen Männern« meint Waters offenbar Juden, die während der Novemberpogrome in der Frankfurter Festhalle versammelt und anschließend in Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden. In derselben Halle war das Roger Waters-Konzert vorgesehen, bis es abgesagt wurde.

Dass der BDS-Unterstützer offenbar die Palästinenser mit deutschen Juden gleichsetzt, die im Holocaust ermordet wurden, ist ein weiterer skandalöser Aspekt seines Posts. Zudem zeigt seine Formulierung, dass es ihm in Wahrheit nicht um Kritik an Israel zu gehen scheint, wie er stets versichert, sondern um die Verbreitung von unverhohlenem Judenhass.

Auch auf Twitter kommentierte Waters die Situation. Unter der Überschrift »Meinungsfreiheit in Frankfurt« schrieb er, die »Beweise« lägen dem Gericht vor. Die Entscheidung warte er nun ab. »So oder so werden wir am 28. Mai in Frankfurt sein.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Hauptstadt In Köln, München und Hamburg sind im Mai ebenfalls Roger-Waters-Konzerte vorgesehen, in Berlin sogar gleich zwei davon. Auch in der Hauptstadt hat die Landesregierung keine Handhabe, da der Veranstaltungsort einem privaten Unternehmen gehört. In München scheiterte ein Versuch, das dortige Konzert abzusagen, an rechtlichen Aspekten.

Lokale Vertreter von Judentum, Christentum und Politik wollen unterdessen am Tag vor dem für den 9. Mai angesetzten Kölner Konzert demonstrieren. Offen zur Schau getragener, aggressiver Antisemitismus dürfe nicht unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit toleriert werden, erklärten sie.

Waters verwende bei seinen Konzerten immer wieder eine antisemitische, zum Teil »ekelhaft provozierende Bildsprache«, so die Unterzeichner.

Alle Beiträge zum Thema Roger Waters sind hier zu finden.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025