Einspruch

Presse unter Druck

Israels Medienlandschaft wandelt sich vom Dschungel zur Einöde. In den 90er- Jahren schlossen Parteizeitungen, subventionierte Sprachrohre der israelischen Meinungsvielfalt. Jetzt steht Channel 10, Israels regierungskritischer Privatsender, vor dem Konkurs. Dem Traditionsblatt Maariv, eine der ältesten Tageszeitungen und noch vor einem Jahrzehnt auflagenstärkstes Blatt, droht der Bankrott. Haaretz will rund 20 Prozent ihrer Belegschaft entlassen, auch Yedioth Ahronoth schickt Angestellte nach Hause.

Diese Entwicklung ist Teil eines globalen Trends. Das Geschäftsmodell der klassischen Tageszeitung hat ausgedient: Nachrichten gibt es kostenlos im Internet, Inserate wandern mit. Niemand ist davor gefeit.

Unabhängig Benjamin Netanjahu vergießt sicher keine Träne über die Krise in den Medien, die seine erste Amtsperiode vorzeitig beendeten und die zweite hartnäckig kritisieren. Dennoch: Medien erfüllen eine andere Funktion als einst Kutscher oder Telegrafisten. Noch gibt es keine Alternative zu unabhängigem Journalismus: Facebook kann Analysen und Recherchen nicht ersetzen. Mit der Schließung jeder Zeitung geht ein Teil der Demokratie verloren.

Billig aufgemachte Gratiszeitungen können kritische Kommentare unabhängiger Blätter nicht ersetzen. Und wenn die Gratiszeitung einem glühenden Anhänger des Premiers mit eigenen wirtschaftlichen Interessen gehört, wird aus dem Verlust an Professionalität ein Schritt Richtung Vertuschung und Volksverdummung.

Netanjahus Koalition lehnt sich aber nicht nur genüsslich zurück, wenn Medien Konkurs anmelden. Sie will Anhänger in leitenden Stellen öffentlicher Sender unterbringen und belegt üble Nachrede mit drakonischen Strafen. Ihre Rhetorik wirkt zunehmend medienfeindlich. Noch ist Israel weit von Gleichschaltung entfernt. Doch wenn Netanjahu nicht erkennt, dass Zeitungen nicht nur Unternehmen in einer freien Marktwirtschaft, sondern zentrale Einrichtungen einer offenen Demokratie sind, steuert er einen bedenklichen Kurs.

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025