Medien

Peter Limbourg kündigt harten Kurs an - und räumt eigene Versäumnisse ein

Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle Foto: imago/sepp spiegl

Der Intendant der Deutschen Welle (DW), Peter Limbourg, hat angesichts der massiven Vorwürfe zu juden- und israelfeindlichen Haltungen bei Mitarbeitenden und Kooperationspartnern einen harten Kurs angekündigt - und eigene Versäumnisse eingestanden.

»Mir waren weder die Posts noch die Äußerungen bekannt«, sagte Limbourg. »Aber es ist doch ganz klar, dass wir Antisemitismus und Israelhass nicht tolerieren werden. Wir werden künftig schnell und hart durchgreifen, wenn es zu einem weiteren Fall kommen sollte«, sagte der Chef des Deutschen Auslandssenders im ausführlichen Interview mit der Jüdischen Allgemeinen. Die Deutsche Welle werde Antisemitismus und Israel-Hass nicht tolerieren. Deshalb solle der Verhaltenskodex noch einmal geschärft werden.

Beim Personal müsse in Zukunft noch genauer hingeschaut werden: »Wenn es bei uns vereinzelt Mitarbeiter gibt, die beim Thema Israel die Trennschärfe zwischen Hetze und Kritik nicht kennen, müssen wir darauf entschlossen reagieren«, so der Intendant.

AUFGABE Limbourg ergänzte wörtlich: »Ich verurteile Judenhass in jeder Form. Deshalb haben wir die dringende Aufgabe, weitere etwaige Vergehen solcher Art unverzüglich zu unterbinden.«

Unlängst hatte die Deutsche Welle eine unabhängige externe Untersuchung zu den Vorwürfen eingeleitet.

Gleichzeitig müsse der Sender schauen, was intern verbessert werden müsse und welche Strukturen möglicherweise dazu führten, dass es Missstände gebe: »Es geht ja nicht nur um den Ruf der Deutschen Welle. Es geht auch darum, ein klares Bekenntnis abzulegen, dass der Kampf gegen Judenhass ernst genommen wird - in Deutschland und bei uns im Sender.«

Limbourg nahm zugleich seine Mitarbeiter in Schutz. »Für die arabische Redaktion in ihrer Gesamtheit möchte ich sagen, dass sie sich klar gegen Antisemitismus und Israel-Hass positioniert. Es darf nun trotz allem keinen Generalverdacht geben.«

Und weiter: »Man muss festhalten, dass es sich nicht um Posts handelt, die leicht zu finden waren, sie wurden größtenteils gelöscht und sind aus mehreren Jahren zusammengetragen worden. Teilweise stammen sie aus der Zeit, bevor diese Mitarbeiter bei uns angefangen haben. Damit möchte ich nichts relativieren, aber der Vollständigkeit halber muss das gesagt werden.«

Unlängst hatte der Auslandssender eine unabhängige externe Untersuchung zu den Vorwürfen eingeleitet und die Zusammenarbeit mit dem jordanischen Medienpartner Roya TV ausgesetzt.

DILEMMA Mit Blick auf die Kooperationspartner in der arabischen Welt - sechs Fernsehsender und rund 200 weitere Medienplattformen - beschrieb Limbourg ein Dilemma: Roya TV sei in der arabischen Welt als liberaler und offener Sender bekannt.

Er mache sich für Menschenrechte und für Demokratie stark: »Grundsätzlich ist es aber eine Tatsache, dass das Bild Israels in der arabischen Welt extrem kritisch ist. Diese Konflikte spiegeln sich auch in den dortigen Medien wider.«

Die Deutsche Welle könne letztendlich aber nicht für jeden Post der Mitarbeiter der Partner die Verantwortung tragen, so der Intendant. Er betonte zugleich: »Wer in seinem eigenen Programm puren Antisemitismus verbreitet, mit dem wird die Deutsche Welle nicht zusammenarbeiten.« Der Sender werde in seinen Gremien intensiv über die Bewertung der Kooperationspartner sprechen. ja

Lesen Sie unser ausführliches Interview mit dem Intendanten der Deutschen Welle in der nächsten Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert