Vatikan

Papst irritiert mit Vergleich von Abtreibung und NS-Euthanasie

»Im vergangenen Jahrhundert hat sich die ganze Welt über das aufgeregt, was die Nationalsozialisten machten, heute tun wir das mit weißen Handschuhen«: Papst Franziskus Foto: dpa

Vatikan

Papst irritiert mit Vergleich von Abtreibung und NS-Euthanasie

Das Oberhaupt der Katholischen Kirche sorgte bereits mehrfach mit NS-Vergleichen für Unverständnis

 17.06.2018 00:20 Uhr

Papst Franziskus hat Parallelen zwischen der Abtreibung behinderter Embryos und der NS-Praxis zur Vernichtung sogenannten unwerten Lebens gezogen. »Im vergangenen Jahrhundert hat sich die ganze Welt über das aufgeregt, was die Nationalsozialisten machten, heute tun wir das mit weißen Handschuhen«, sagte er am Samstag im Vatikan bei einem Treffen mit einem Forum italienischer Familienorganisationen. Ärzte rieten heute offenbar Schwangeren, Embryos mit Behinderungen abzutreiben, sagte der Papst in seiner frei gehaltenen Ansprache. Um für ein »ruhiges Leben« zu sorgen, würden Leben ausgelöscht.

Um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, stellte Franziskus die rhetorische Frage, warum in der Öffentlichkeit keine kleinwüchsigen Menschen zu sehen seien. »Weil das Protokoll vieler Ärzte sagt, der wird nicht gut, schicken wir ihn weg.«

KRITIK Franziskus hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach mit NS-Vergleichen für Aufsehen gesorgt. So brachte er etwa im April vergangenen Jahres Flüchtlingslager mit KZs in Verbindung. »Viele Flüchtlingslager sind Konzentrationslager – wegen der Menge an Menschen darin«, so das Oberhaupt der Katholischen Kirche damals mit Blick auf die Aufnahmezentren für Flüchtlinge in Griechenland.

Nach Kritik an seinen Worten hatte Papst Franziskus den umstrittenen Vergleich von Flüchtlingscamps mit Konzentrationslagern dennoch bekräftigt: »Das war kein sprachlicher Lapsus. Es gibt Flüchtlingslager, die richtige Konzentrationslager sind.« Allein der Fakt, eingesperrt zu sein und nichts machen zu können, rechtfertige seine Äußerung.

konzentrationslager Mehrere jüdische Verbände hatten mit Unverständnis auf diesen Vergleich reagiert. Dieser sei unglücklich gewählt, sagte etwa der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. »Die Konzentrationslager der Nazis hatten die Vernichtung von Menschen als Ziel. Selbst wenn Kritik an einigen Flüchtlingslagern angebracht sein sollte, kann man dies den heutigen Lagern nicht unterstellen«, betonte Schuster.

Der Direktor des American Jewish Committee (AJC), David Harris, äußerte nach der ersten Einlassung von Papst Franziskus zu der Situation von geflüchteten Menschen sowohl Verständnis als auch Kritik. Die Bedingungen, unter denen Migranten heute in einigen europäischen Ländern leben, seien schwierig und verdienten noch größere internationale Aufmerksamkeit, erklärte Harris. »Konzentrationslager sind sie aber sicher nicht. Es gibt keinen Vergleich mit der Größe dieser Tragödie«, so der AJC-Direktor. ja/epd

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Debatte

Anti-Israel-Parolen: USA entziehen britischer Band Visa

Ein britischer Festivalauftritt mit israelfeindlichen Parolen wird live von der BBC übertragen. Der Sender steht unter Druck – und die USA kündigen an, der Band die Einreise zu verweigern

 30.06.2025

Interview

Nuklearforscher: »Das iranische Atomprogramm neu aufzubauen wird Jahre dauern«

Georg Steinhauser über die israelischen und amerikanischen Schläge gegen Atomanlagen im Iran, die Eigenschaften von Uran-235 und mögliche Szenarien für die Zukunft

von Michael Thaidigsmann  30.06.2025

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  30.06.2025 Aktualisiert

Drohung

Iranische Zeitung fordert Todesstrafe gegen IAEA-Chef Grossi

Das staatliche Propagandablatt wirft Rafael Grossi vor, für Israel spioniert zu haben

 30.06.2025

Düsseldorf

Islamistischer Tiktok-Star gesteht Spendenbetrug

Der Islamist »Abdelhamid« hat unter seinen Followern Spenden »für Palästina« gesammelt und diese dann unter anderem für einen BMW ausgegeben. Das gestand er nun vorm Düsseldorfer Landgericht

von Martin Höke  30.06.2025

Düsseldorf

NRW: Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen

Fast 700 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert - ein Zuwachs von 27 Prozent

 30.06.2025

Uni Duisburg

Online-Mahnmal gegen Schändung jüdischer Friedhöfe gestartet

Die Universität Duisburg-Essen hat ein Online-Projekt zum Schutz jüdischer Friedhöfe vorgestellt. Grundlage dafür ist eine interaktive Karte

von Raphael Schlimbach  30.06.2025

Atomprogramm

Iran signalisiert Bereitschaft zu Verhandlungen

Nach den US-Angriffen auf iranische Nuklearanlagen wurden die Atomgespräche zunächst unterbrochen. Nun mehren sich Signale Teherans, an den Verhandlungstisch zurückzukehren - unter Bedingungen

 30.06.2025