Antisemitismusvorwurf

ORD kritisiert Bischof

In der Kritik: Bischof Hans-Jürgen Abromeit Foto: dpa

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) ist bestürzt über die Äußerungen von Bischof Hans-Jürgen Abromeit zu Israel. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland hatte am 1. August auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg einen Vortrag zum Thema »Zwei Völker – ein Land. Eine biblische Vision für Frieden zwischen Israel und Palästina« gehalten.

Dabei hatte er von einer deutschen »Überidentifikation mit dem Staat Israel« gesprochen, die aus dem Schuldbewusstsein infolge der Schoa resultiere. Ferner hatte Abromeit sowohl die Zweistaatenlösung als auch die Einstaatenlösung Berichten zufolge für unrealistisch erklärt.

Nahostkonflikt »Wir sind tief bestürzt und erschüttert über die ungeheuerlichen Äußerungen von Bischof Abromeit, die sowohl in seinen theologischen als auch in seinen politischen Aussagen vielem widerspricht, was der christlich-jüdische Dialog über Jahre und Jahrzehnte mühselig als Konsens zum Thema Land und Staat Israel erarbeitet hat. Seine Positionen führen zu keiner Lösung des Nahostkonflikts, sondern fördern den Hass auf Israel und erschweren christlich-jüdische Dialogbemühungen in Deutschland«, hieß es in der Mitteilung der ORD von Mittwoch.

Abromeit, so die ORD, folgere sowohl aus dem Eintreten für die Sicherheit des Staates Israels als auch aus dem Verständnis des Staates Israel als jüdischer Staat »prinzipiell die Benachteiligung der Palästinenser und eine Zurücksetzung ihrer berechtigten Sicherheitsinteressen«.

Argumentation Dies sei, schrieben die orthodoxen Rabbiner, »eine völlig absurde Argumentation«. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es weder gesellschaftlich noch medial eine »Überidentifikation mit dem Staat Israel« in Deutschland gebe: »Ganz im Gegenteil. Studien der Bundeszentrale für politische Bildung (2002) oder von der TU Berlin (2014) kommen beispielsweise zu dem Ergebnis, dass in den deutschen Medien kein Land so oft kritisiert wird wie Israel und oft visuell ein Täter/Opfer-Schema gezeigt wird – mit Israel als Täter.«

Im Namen der ORD begrüßte der Vorstand (Rabbiner Avichai Apel, Rabbiner Zsolt Balla und Rabbiner Yehuda Pushkin), »dass sich die Kirchenleitung der Nordkirche von den Aussagen Abromeits klar distanziert hat und ausdrücklich und uneingeschränkt das Existenzrecht und die Sicherheit Israels bejaht und unterstützt«.

Abschließend hieß es: »Wir Rabbiner werden weiterhin kontinuierlich für Frieden in Israel und überall auf der Welt beten und hinarbeiten.«  ag

 

Ungarn/Iran

Antisemit, Schoa-Leugner und Ex-Präsident: Mahmud Ahmadinedschad hält Vortrag an Budapester Uni

Die israelische Botschaft in Budapest verurteilt den Auftritt scharf

 08.05.2024

Meinung

Der jüdischen Veteranen gedenken

Warum wir dieses Jahr einen Riss in unseren Herzen haben, was den für unsere Gemeinden so wichtigen 8. und 9. Mai angeht

von Josef Schuster  08.05.2024

Meinung

Die Zwei-Staaten-Lösung ist eine Schimäre

Warum die Forderung nach einem unabhängigen Palästinenserstaat möglicherweise gut gemeint, aber grenzenlos naiv ist

von Jacques Abramowicz  08.05.2024

Kassel

documenta: Kein Verhaltenskodex für Künstlerische Leitung

Der Aufsichtsrat fasste Beschlüsse. Können Antisemitismus-Eklats dadurch vermieden werden?

 08.05.2024

Bundesregierung

Klein: Forderung nach Vernichtung von Staaten unter Strafe stellen

Auch in Berlin seien »unerträglicher Hass und Hetze gegen Israel« verbreitet worden, betont der Antisemitismusbeauftragte

 08.05.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert FU Berlin nach Besetzung

Josef Schuster: Irritierend, dass die Universitätsleitung erneut kein Wort über den antisemitischen Hintergrund verliert

 07.05.2024

Brüssel

Razzia im EU-Parlament: Büro von AfD-Mann Krah durchsucht

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Europaabgeordneten soll für China spioniert haben

von Marek Majewsky  07.05.2024

Universität

Berlins Regierender Bürgermeister meldet sich zu Israel-Hassern an der FU zu Wort

Israel-Hasser besetzen Hof der Freien Universität

 07.05.2024 Aktualisiert

Interview

Frau mit Haltung

Karoline Preisler über ihre Erfahrungen als einsame Gegendemonstrantin auf israelfeindlichen Kundgebungen

von Michael Thaidigsmann  07.05.2024