NRW-Schulbücher

Kein intendierter Antisemitismus, aber Stereotype

Düsseldorf am Rhein Foto: picture alliance / Zoonar


Eine Studie zur Darstellung des Judentums in nordrhein-westfälischen Schulbüchern hat keinen beabsichtigten Antisemitismus, aber Stereotype zutage gefördert. Ein pauschales Urteil sei nicht möglich, heißt es in dem am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags vorgestellten Abschlussbericht.

»Sehr guten« Darstellungen der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion stünden einige »problematische Befunde« - teils in ein und demselben Schulbuch gegenüber.

Die Studie war nach einer Schulbuch-Kritik des Zentralrats in Auftrag gegeben worden.

»Wir sind auf keinen intendierten Antisemitismus, also keine offene Judenfeindschaft in den Schulbüchern gestoßen«, sagte Dirk Sadowski vom Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI). »Das wäre auch skandalös gewesen.« Aber Antisemitismus äußere sich nicht nur offen, sondern oft auch unbewusst und sehr subtil. »Er ist latent in unserer Gesellschaft vorhanden.«

So finde man in NRW-Schulbüchern stereotype Überzeichnungen wie etwa bei der Darstellung des Judentums im Mittelalter, wo als »Hauptberuf« den Juden der Geldverleih gegen Zins zugeschrieben werde, oder auch bei der Rolle Israels im Nahost-Konflikt.

Insgesamt wurden 252 NRW-Schulbücher auf ihre Inhalte geprüft.

Die Studie war nach einer Schulbuch-Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland 2018 noch von dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) in Auftrag gegeben worden. Insgesamt wurden 252 NRW-Schulbücher aus verschieden Fächern von Geschichte über Geografie bis zu Politik und Religion in beiden Sekundarstufen auf ihre Inhalte geprüft.

Zentralratspräsident Josef Schuster begrüßte es, dass Nordrhein-Westfalen als erstes Land eine ausführliche Studie zu dem Thema vorlege. »Die Ergebnisse decken sich mit unseren Wahrnehmungen auch von Lehrbüchern der anderen Länder und es gilt nun, schnellstmöglich Korrekturen vorzunehmen«, sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur. dpa

Konferenz

Vertreter jüdischer Organisationen tagen in Berlin

Auf dem »Fifth Summit of European Jewish Leaders« wird auch der israelische Diaspora-Minister Amichai Chikli erwartet

von Imanuel Marcus  23.03.2023

90. Jahrestag

Ermächtigungsgesetz war »Totenschein der ersten deutschen Demokratie«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt vor »einer Politik der Lügen« und ruft zu gegenseitigem Respekt auf

 23.03.2023

Diplomatie

Nein, danke

Warum die Regierung in Jerusalem vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell zurzeit nichts wissen will

von Michael Thaidigsman  23.03.2023

Einspruch

Als Jüdin im Visier

Andrea M. Jarach sieht bei der italienischen Regierung eine Mitschuld an der Hetze gegen die Politikerin Elly Schlein

von Andrea M. Jarach  23.03.2023

Auschwitz Komitee

Twitter von antisemitischem Hass befreien

Es sei eine »alarmierende und bedrohliche Entwicklung«, dass sich dort judenfeindliche Hetze häuft

 23.03.2023

Meinung

An der Seite Israels

Trotz aller Kritik an der aktuellen Regierungspolitik: Jüdinnen und Juden stehen zum jüdischen Staat

von Josef Schuster  23.03.2023

FU Berlin

Knochenfunde werden beerdigt

Ein Teil der Gebeine könnte von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen stammen

 22.03.2023

Erinnerung

Nach Verbot: Förderverein Buchenwald richtet sich neu aus

Eine Gästeführung zu Orten der NS-Geschichte in Weimar wird nun entwickelt

 22.03.2023

Erinnerung

Söder: »Im KZ Dachau ging jede Form von Menschlichkeit verloren«

»Der Schrecken breitete sich wie ein grausamer Prototyp aus«, so der Ministerpräsident

 22.03.2023