Eine neue Datenbank bietet erstmals systematischen Zugang zu Namen und Lebensdaten von Opfern medizinischer Zwangsforschung in der NS-Zeit. Sie umfasst mehrere Tausend Profile von Menschen, die im Nationalsozialismus Opfer der sogenannten »Euthanasie«-Morde sowie unethischer Humanexperimente wurden, wie die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Max-Planck-Gesellschaft am Mittwoch in Halle mitteilten.
Neben Datensätzen zu den Betroffenen würden Informationen zu einzelnen Experimenten und beteiligten Institutionen bereitgestellt.
Privatpersonen könnten mithilfe der Datenbank gezielt nach Angehörigen suchen.
Ausgewählte Biografien veranschaulichten das Schicksal einzelner Betroffener. Eine interaktive Karte gebe zudem Aufschluss über das Ausmaß und die geografische Verteilung der Verbrechen. Somit verstehe sich die Datenbank »auch als digitaler Gedenkort«, wie es heißt.
Offiziell vorgestellt wird die auf Englisch veröffentlichte Datenbank am 18. August unter anderem von Leopoldina-Präsidentin Bettina Rockenbach und dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Patrick Cramer. Am 18. August 1939 begann mit einem Runderlass der systematische Massenmord der Nazis an Hunderttausenden kranken und behinderten Menschen.
Aufgebaut wurde die Datenbank im Rahmen eines von der Max-Planck-Gesellschaft geförderten Forschungsprojektes über »Hirnforschung an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft«. Wissenschaftler der Max-Planck-Vorgänger-Gesellschaft forschten damals auch an Humanpräparaten, die von »Euthanasie«-Opfern stammten. epd