USA

Netanjahu: Deal zur Freilassung von Geiseln möglich

Premierminister Benjamin Netanjahu Foto: Copyright (c) Flash 90 2023

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat vorsichtig Hoffnung auf eine mögliche Freilassung weiterer Geiseln aus den Händen der palästinensischen Terrororganisation Hamas gemacht. Auf die Frage, ob eine solche Vereinbarung kommen könnte, sagte Netanjahu am Sonntag dem US-Fernsehsender NBC: »Es könnte sein, aber ich denke, je weniger ich darüber sage, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zustande kommt.«

Falls dies gelinge, sei es allein Ergebnis von militärischem Druck, betonte Netanjahu. »Das ist das einzige, was zu einer Einigung führen könnte.« Erst mit der Bodenoffensive des israelischen Militärs im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen habe es Bewegung in den Verhandlungen gegeben. »Wir werden darüber sprechen, wenn es soweit ist, und es ankündigen, wenn es zustande gekommen ist.«

NBC und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf Regierungskreise, diskutiert werde, dass die Hamas etwa 80 Frauen und Kinder freilassen könnte - im Gegenzug für palästinensische Frauen und Teenager, die in Israel in Gewahrsam seien. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht. Auch Netanjahu ging in keiner Weise auf Details eines potenziellen Deals ein.

»Heikel und sensibel«

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte dem Sender ABC, es liefen Verhandlungen, an denen Katar beteiligt und die US-Regierung aktiv eingebunden sei. »Es wird versucht, eine Einigung zu erzielen, die die Freilassung von Geiseln beinhaltet«, sagte Sullivan. Biden werde nicht ruhen, bis ein solches Abkommen erreicht sei.

Sullivan betonte aber: »Ich muss vorsichtig sein mit dem, was ich öffentlich dazu sage, weil es sich natürlich um eine heikle und sensible Verhandlung handelt.« Der US-Regierung lägen keine genauen Zahlen der Geiseln vor. Es gebe nur eine Zahl von Vermissten. Unklar sei aber, wie viele von ihnen noch am Leben seien. Von US-Seite würden neun Menschen mit amerikanischer Staatsbürgerschaft vermisst, und eine Person mit einer permanenten US-Aufenthaltserlaubnis.

Bei der verheerenden Attacke der Hamas und anderer Gruppierungen auf Israel Anfang Oktober waren auch mehr als 200 Menschen gewaltsam verschleppt worden. Nur einzelne wurden bislang freigelassen. Nach Angaben Israels hält die Hamas weiter 239 Menschen als Geiseln, darunter auch Frauen, Kinder und Ältere.

»Es ist euer Krieg«

Netanjahu appellierte unterdessen an die Amerikaner, den Krieg Israels gegen die islamistische Hamas auch als ihren Krieg anzusehen. »Es ist nicht nur unser Krieg, es ist auch euer Krieg«, mahnte Netanjahu am Sonntag im US-Fernsehen.

»Es ist die Schlacht der Zivilisation gegen die Barbarei«, sagte er dem Sender CNN. Wenn Israel den Krieg nicht gewinne, dann werde sich die Geißel über den Nahen Osten hinaus weiter ausbreiten und danach Europa und die USA befallen. »Ihr werdet als nächstes dran sein«, warnte Netanjahu.

Wachsende internationale Kritik an der hohen Zahl der getöteten Zivilisten in dem Krieg wies der israelische Regierungschef einmal mehr vehement zurück. »Israel kämpft im Einklang mit dem Völkerrecht«, sagte er. »Die israelische Armee leistet vorbildliche Arbeit, indem sie versucht, die Opfer unter der Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten.« Jedes verlorene Leben von Zivilisten sei eine Tragödie.

Schüsse auf sicheren Korridor

Doch die Schuld dafür liege allein bei der Hamas, die Menschen daran hindere, das Kriegsgebiet zu verlassen, manchmal mit Waffengewalt. »Sie hat auf die Sicherheitszone und den sicheren Korridor geschossen, den wir eingerichtet haben, um die Palästinenser daran zu hindern, die Gefahrenzone zu verlassen.«

Die Terroristen versteckten sich in Tunneln unter Kinderbetten. »Das ist es, womit wir zu tun haben.« Netanjahu mahnte, die internationale Gemeinschaft dürfe dem Bösen keine moralische Unterstützung geben. dpa

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025