Geschichte

»Nach Art der deutschen Turnerschaft«

Im Jahr 1932 war Felix Simmenauer 29 Jahre alt. Obwohl sein Architekturstudium abgeschlossen war und er eine gute Stellung hatte, war der Berliner immer noch als Leichtathlet aktiv. Simmenauer, überzeugter Zionist, gehörte zu den deutschen Teilnehmern der ersten Maccabiah, die im März des Jahres in Tel Aviv stattfand.

In seinem Tagebuch hat er detailliert festgehalten, wie sehr ihn die Atmosphäre des internationalen jüdischen Sportfests faszinierte: die Stadien, in denen Zehntausende den jungen Athleten zujubelten, die junge Stadt Tel Aviv, wo ihm die Häuser »höher, sauberer, moderner, schöner« als anderswo erschienen.

goldmedaille »Victoria! Wir haben gewonnen«, vermerkte das Tagebuch begeistert, nachdem Felix Simmenauer mit seinen Berliner Kumpels die Goldmedaille in der 4x100-Meter-Staffel gewonnen hatte. Der junge Läufer war aber ehrlich genug, zuzugeben, dass diese erste Maccabiah weniger ein spitzensportliches Ereignis war, als vielmehr vor allem Werbung für den Zionismus: Viele Teilnehmer blieben gleich im Land.

Deutsche Makkabi-Funktionäre waren federführend an der Organisation der Spiele beteiligt gewesen – unübersehbar, wie Simmenauer auf der Rückreise notierte. Die Makkabiade beschrieb er als ein »Massenfest nach Art der Turnfeste der deutschen Turnerschaft«. Das meinte er als Lob und fügte Zweifel hinzu, »ob wir in Deutschland ein jüdisches Sportfest dieser Dimension so gut organisiert hätten«.

Die Idee eines großen jüdischen Weltsportfestes geht, zumindest zum Teil, auf Makkabi Deutschland zurück. Er hoffe, schrieb der Funktionär Fritz Abraham schon 1911, »noch ein jüdisch-nationales Olympia zu erleben«. Als 1928 junge jüdische Athleten zu den Olympischen Sommerspielen nach Amsterdam reisten – mit dabei auch Felix Simmenauer –, träumten viele jüdische Sportler noch davon, bei den Olympischen Spielen als eigenständige jüdische Nation teilzunehmen. Etwas Ähnliches hatte 1924 auch der Makkabi-Weltverband gefordert. »Eine Fahne hat gefehlt«, betitelte Simmenauer ein Gedicht, das beklagte, dass das »Banner Davids« in Amsterdam gefehlt hatte.

werber Später reifte die Idee eines eigenständigen jüdischen Olympias. Meilenstein war im Juli 1929 das »Makkabi Turn- und Sportfest« in Antwerpen für Teilnehmer aus ganz Europa. Auch hier waren es deutsche Juden, die als Werber vorne weg waren. Fünf Freunde drehten einen Film, um für Makkabi und den Zionismus zu werben: Heinz Milwidsky, Hardy Wieder, Kurt Schlasnitzki, Lasar Dünner und – selbstverständlich! – Felix Simmenauer; sie schilderten ihr Anliegen so: »Wir sind fünf Sportsleute. Wir hatten uns die Aufgabe gestellt, eine Reportage zu geben von dem Leben der Sportbewegung, der wir selbst angehören.«

Aller sportlichen Fröhlichkeit zum Trotz holte die düstere politische Wirklichkeit die Maccabiah-Teilnehmer ein. Als das Schiff der deutschen Delegation 1932 aus Eretz Israel in Italien ankam, notierte Felix Simmenauer in seinem Tagebuch: »Ich stürzte in den Hafen, eine deutsche Zeitung zu kaufen. Griff zu der B.Z., dem Sportteil. Kein Bericht von der Makkabiade, dagegen auf der ersten Seite quer über die Spalten: Hindenburg gegen Hitler.«

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025

Washington D.C.

USA verhängen Einreisestopp für Inhaber palästinensischer Dokumente

Zur Begründung heißt es, in den palästinensischen Gebieten seien mehrere von den USA als Terrororganisationen eingestufte Gruppen aktiv, die auch US-Bürger getötet hätten

 17.12.2025

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025