Alois Glück

Mitstreiter für Verständigung

Alois Glück war von 2009 bis 2015 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Foto: picture alliance / SvenSimon

Alois Glück, katholischer CSU-Politiker und früherer Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), ist am Montag in München im Alter von 84 Jahren gestorben. Vertreter aus Politik und Religion würdigten in ersten Reaktionen vor allem Glücks Fähigkeit, unterschiedliche Positionen zusammenzuführen.

Der Landwirt aus dem Chiemgau gehörte 38 Jahre lang dem Bayerischen Landtag an, von 2003 bis 2008 war er dessen Präsident, zuvor lange Fraktionschef seiner Partei. Von 2009 bis 2015 stand er an der Spitze des ZdK.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nannte Glück »einen der größten und bedeutendsten Politiker der CSU«. In seinen politischen Ämtern, aber auch als ZdK-Präsident sei er stets »eine starke Stimme und moralische Instanz« gewesen, »die fehlen wird«.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, würdigte Glück als »klugen und mutigen Demokraten der ersten Stunde«, der in seiner Rolle als Zentralkomitee-Präsident auf eine Politik der Verständigung gesetzt habe. »Diese Haltung spiegelte sich auch in seinem unermüdlichen Einsatz für den jüdisch-christlichen Dialog wider: In Zeiten der Dunkelheit erwies Alois Glück sich als Mitstreiter und Freund, der fest der jüdischen Gemeinschaft verbunden war. Er hinterlässt eine große Lücke, doch sein Wirken, wird unvergessen bleiben«, so Schuster.

EVP-Chef Manfred Weber sagte, er trauere um einen persönlichen Förderer und Freund. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze, beschrieb Glück als einen Politiker, »der leidenschaftlich, aber sachlich seine Themen verhandelt hat. Einer, der Gräben überwinden konnte. Wenn etwas wichtig war, hat er sich eingesetzt - sogar über den Ruhestand hinaus.«

Die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp erinnerte daran, dass schon Glück im kirchlichen Dialogprozess zwischen Bischöfen und Laien angesprochen habe, wie grundlegend sich die Kirche wandeln müsse.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nannte Glück einen Brückenbauer »in der Kirche wie in der Gesellschaft«. Er habe ihn immer als einen ebenso souveränen wie menschenfreundlichen Gesprächspartner erlebt, dessen intellektuelle Kraft und dessen tiefe Glaubensüberzeugung jeden Austausch mit ihm zu einem großen Gewinn habe werden lassen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, die Bischofskonferenz sei ihm zutiefst dankbar für seine auf Ausgleich und Dialog ausgerichtete Präsidentschaft des ZdK.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte, die jüdische Gemeinschaft und sie selbst verlören einen langjährigen Mitstreiter für eine freie und offene Gesellschaft. Das Jüdische Zentrum in München würde es ohne sein Zutun nicht geben. »Zeitlebens blickte Glück zudem überaus klar auf die Gefahren für die Demokratie und stellte sich ihnen in den Weg, wo er nur konnte.«

Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) würdigte Glücks Einsatz für das ungeborene Leben. »Als einer der Gründungsväter von Donum vitae machte er es sich mit zur Aufgabe, die große Lücke, die durch den Ausstieg der katholischen Kirche in der Schwangerschaftskonfliktberatung 2001 entstand, zu schließen.« kna/ja

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Wie viel Migration verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig?

Bundesbildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar

 04.07.2025

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025