Einspruch

Mehr historische Sensibilität!

Einspruch

Mehr historische Sensibilität!

Gabriele Lesser hat Verständnis für Warschaus Vorbehalte gegenüber dem neuen Botschafter aus Deutschland

von Gabriele Lesser  03.09.2020 10:23 Uhr

In Polen kommt Deutschlands Anspruch, Weltmeister der Vergangenheitsaufarbeitung zu sein, nicht gut an. Das musste Arndt Freytag von Loringhoven, der künftige Botschafter Deutschlands in War­schau, gerade schmerzlich erfahren. Seit Monaten saß er auf gepackten Koffern. Ohne die in der Diplomatensprache »Agrément« genannte Zustimmung des Gastlandes konnte er nicht auf Posten gehen.

Am Montagabend gab Warschau endlich grünes Licht. Zuvor hatte von Loringhoven die aktuelle Ausstellung des regierungsnahen Pilecki-Instituts über einen polnischen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg besucht.

führerbunker Polnische Medien hatten nämlich berichtet, dass Jaroslaw Kaczynski, dem Vorsitzenden der nationalpopulistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), sauer aufgestoßen sei, dass von Loringhovens Vater die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs im Führerbunker verbracht und dort als Adjutant des Generalstabs des Heeres die Besprechungen Adolf Hitlers vorbereitet hatte.

Während konservative Medien in Deutschland, aber auch die liberale »Gazeta Wyborcza« in Polen darauf hinweisen, dass der Sohn nicht für die Taten des Vaters verantwortlich gemacht werden könne und ein geheimdiensterfahrener »Topdiplomat« sei, sah das die Kaczynski-nahe Presse ganz anders.

Die Nominierung muss im Kaczynski-Land wie eine schallende Ohrfeige angekommen sein.

Für sie stellen sich die Vorfahren des Diplomaten als polenfeindliche Familie dar, die sich schon im Mittelalter den Kreuzrittern im Osten anschloss, dann die katholischen Polen unterdrückte und schließlich Hitler diente. Zwar war ein Onkel im Widerstand, doch ein anderer ein überzeugter Nazi und Antisemit.

familiengeschichte Richtig: Von Loringhoven kann nicht für seine Familiengeschichte verantwortlich gemacht werden. Seine bisherige Karriere verdient Respekt. Dennoch wäre es besser gewesen, das Auswärtige Amt hätte mehr historische Sensibilität gezeigt und sich für einen anderen Diplomaten entschieden.

Die Nominierung muss im Kaczynski-Land wie eine schallende Ohrfeige angekommen sein. Von Loringhoven wird es als Botschafter in Polen nicht leicht haben.

Die Autorin ist Journalistin in Warschau.

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem und trifft Premierminister Benjamin Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025