Gesetz

Lücke bei Ghettorenten

Kinder und Jugendliche im jüdischen Ghetto von Warschau Foto: dpa

»Nahezu abgeschlossen« ist die Zahlung bislang ausstehender Ghettorenten, teilt Peter Weiß, rentenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, mit. Auch seine SPD-Kollegin Kerstin Griese sagt, die Anträge seien überwiegend abgearbeitet, »nur noch 900 Fälle sind offen«.

Eine Lücke im sich seit Jahrzehnten hinziehenden Streit um die Auszahlung der Altersgelder für Menschen, die in nationalsozialistischen Ghettos gearbeitet haben, gibt es aber immer noch. »Beim Ghettorentengesetz ist leider einiges schiefgelaufen«, sagt Linke-Politikerin Ulla Jelpke, und in der Sache wollen ihr zumindest Grüne und Sozialdemokraten nicht widersprechen. Jelpke und ihre Fraktionskollegin Azize Tank hatten am vergangenen Donnerstag den »Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto« in den Bundestag eingebracht. Es geht »vor allem um Roma und Juden, die nach der Flucht aus dem Ghetto noch nicht 14 Jahre alt waren«, wie Azize Tank sagt.

»wartezeit« Dem politischen Willen, auch dieser Personengruppe – ihre Größe wird auf noch etwa 2000 Menschen geschätzt – endlich die längst überfällige Zahlung einer Rente für die von ihr geleistete Arbeit zukommen zu lassen, stehen rechtliche Probleme entgegen. Um eine Rente zu erhalten, muss nämlich eine sogenannte »Wartezeit« von fünf Jahren erfüllt sein, man muss also mindestens fünf Jahre gearbeitet haben: Da kein Ghetto länger als vier Jahre existierte, muss der Antragsteller noch andere Arbeit nachweisen. Das stellte sich bei vielen damals jugendlichen Roma, Sinti und Juden, die überwiegend heute in Polen leben, als schwierig heraus; ein Rentenanspruch existiert erst ab dem 14. Lebensjahr.

Was die Linke in ihrem Gesetzesentwurf vorschlägt, ist eine sogenannte »Wartezeitfiktion«: Mit diesem Kniff könnten frühere Ghettoarbeiter, »unabhängig von späteren, in der deutschen Rentenversicherung anrechenbaren Beitragszeiten«, ihre Rente erhalten, wie es heißt.

härtefallfonds »Das ist ein sicher gut gemeinter, aber keineswegs gut gemachter Vorschlag«, sagt Kerstin Griese (SPD). Sie schlägt stattdessen einen Härtefallfonds für die betroffenen Menschen vor. Und Peter Weiß (CDU) denkt an »die Möglichkeit, durch individuelle Nachzahlungen die 60-monatige Wartefrist zu erreichen«.

Einzig Markus Kurth (Grüne) sieht im Linke-Vorschlag einen »gangbaren Weg« – zumal ja die Menschen, um die es geht, hochbetagt sind. Zum 30. Januar 2016 hatte ein Appell des Verbandes der Jüdischen Glaubensgemeinschaften in Polen und der Vereinigung der Roma in Polen auf die Dringlichkeit aufmerksam gemacht. Der Gesetzesentwurf der Linken ist nach erster Lesung im Bundestag in die Ausschüsse weitergeleitet worden.

Debatte

USA setzen deutsche »Antifa-Ost« auf Terrorliste 

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025