Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Co-Parteivorsitzenden der Linken, Ines Schwerdtner und Jan van Aken Foto: picture alliance / Chris Emil Janßen

Die Spitze der Linken übt scharfe Kritik an einem gegen Israel gerichteten Beschluss der Parteijugendorganisation Solid. »Im Parteivorstand herrschte eine sehr breite Einigkeit darüber, dass der verabschiedete Antrag inhaltlich nicht mit den Positionen der Linken vereinbar ist«, heißt es in einer Stellungnahme der Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken.

Die Beschlusslage der Partei sei eindeutig: »Die Kritik der aktuellen israelischen Regierungspolitik ist absolut notwendig. Sie darf jedoch niemals den Schutz jüdischen Lebens infrage stellen oder die Existenz Israels delegitimieren.« Zuvor hatten nach einem Bericht der »Welt« auch 17 Bundestagsabgeordnete der Linken in einem Brief an die Partei- und Fraktionsspitze gegen den Beschluss der Linksjugend protestiert, darunter die früheren Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch und Gregor Gysi.

70 Prozent bei Solid-Kongress stimmten dafür

Die Linksjugend Solid hatte bei einem Bundeskongress am vergangenen Wochenende den Beschluss »Nie wieder zu einem Völkermord schweigen« mit rund 70 Prozent Zustimmung angenommen. Darin ist die Rede von einem »kolonialen und rassistischen Charakter des israelischen Staatsprojekts, der sich von seinen Anfängen bis heute in der Eroberung neuer Gebiete und in der Vertreibung ihrer Einwohner:innen ausdrückt«. Israel wird in dem Text ein »Apartheidsystem« und ein »Genozid in Gaza« vorgeworfen.

Weiter heißt es: »Die Unterdrückung des palästinensischen Volkes durch Israel ist ein fester Teil des undemokratischen Status quo, der von imperialistischen Mächten wie den USA und Deutschland in der ganzen Region aufrechterhalten wird.« Die »Befreiung Palästinas« müsse als »Teil einer breiteren demokratischen und sozialistischen Revolution« betrachtet werden. Es sei die Aufgabe deutscher Sozialisten, die »revolutionären demokratischen und sozialistischen Bewegungen in der Region« zu unterstützen. 

Lesen Sie auch

Kritik auch an internem Umgang

Über den Beschluss hatte die »Welt« berichtet. Er liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Laut »Spiegel« berichteten Teilnehmer zudem von Einschüchterung und Bedrohung gegen junge Linke, die sich kritisch zu einseitiger Israel-Kritik geäußert hätten.

Schwerdtner und van Aken erklärten, mit Vertreterinnen der Linksjugend sei vereinbart worden, die Vorgänge aufzuarbeiten. »Einschüchterung, Druck und Ausgrenzung haben keinen Platz in einer linken Jugendorganisation – und erst recht nicht in der politischen Kultur, für die wir als Linke stehen.«

»Etwas ins Rutschen gekommen«

In dieselbe Richtung ging der Brief der 17 Bundestagsabgeordneten, der auch der dpa vorliegt. »Sowohl der Beschluss in der Sache als auch die Hinweise auf die Einschüchterungen und Drohungen gegenüber Delegierten sind nicht zu akzeptieren«, heißt es in dem Schreiben. »Offenbar ist in unserer Partei etwas ins Rutschen gekommen.«
Die Bundestagsabgeordneten hatten die Parteispitze zu »Verlässlichkeit und Klarheit« aufgefordert und daran erinnert, dass die Linke im Programm und in Beschlüssen für eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten eintrete. dpa/ja

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Potsdam

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

Zwei Frauen, ein starkes Zeichen: In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden. Beim Festakt spricht Ministerin Prien von Hoffnung, Heilung und warum ihr die jüdische Ausbildungsstätte wichtig ist

von Karin Wollschläger  06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025