Am Donnerstagnachmittag ist voraussichtlich das letzte Urteil im historischen Saal 600 des Nürnberger Justizpalasts gefällt worden. Danach zieht die Justiz in einen Neubau um und ermöglicht so, dass der Ort der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse ausschließlich museal und als Veranstaltungsort genutzt wird. Dies teilte das Oberlandesgericht (OLG) mit.
Vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 fand im Schwurgerichtssaal 600 der Prozess gegen 22 Hauptangeklagte statt. Mit der Verabschiedung der dabei entwickelten »Nürnberger Prinzipien« durch die Vereinten Nationen im Jahr 1950 wurde der Ort zur Geburtsstätte des Völkerstrafrechts.
Technik Der Saal 600 wurde in den vergangenen 100 Jahren mehrmals baulich verändert. 1916 eröffnet, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern für die Prozesse gegen führende Vertreter des NS-Regimes aufwendig umgestaltet. Technische Einbauten sollten die mehrsprachige Abwicklung, die Berichterstattung und Dokumentation ermöglichen. 1961 wurde der Schwurgerichtssaal an die Bayerischen Justizbehörden zurückgegeben und in seinen Urzustand zurückgebaut.
Ein eigenes Memorium in dem Gebäude erinnert bereits an die Prozesse und ihre Folgen. Der Gerichtssaal war jedoch oftmals während noch laufender Verhandlungen für Besucher nicht zu betreten. Nun ist eine erweiterte Überarbeitung der Dauerausstellung geplant, damit der Saal 600 vollständig als Ausstellungsfläche genutzt werden kann. Zudem will der Freistaat Bayern erreichen, dass der alte Justizpalast in die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wird. Geplant ist eine Bewerbung zum 1. Februar 2024. Wie das OLG mitteilte, wird der Neubau des Strafjustizzentrums ab März genutzt. kna