Berlin

»Für eine lebendige Erinnerungskultur jenseits des Versteinens«

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, überreicht bei einem Festakt im Roten Rathaus den Berliner Landesorden an Michael Wolffsohn. Foto: picture alliance/dpa

Für ihre Verdienste um Berlin wurden am Sonntag zwölf Bürgerinnen und Bürger mit dem Landesorden geehrt - darunter der Historiker Michael Wolffsohn, der Stolperstein-Künstler Gunter Demnig und Dieter Puhl von der Berliner Stadtmission.

Überreicht wurden die Ehrungen am Sonntagvormittag im Festsaal des Roten Rathauses durch Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Wegner betonte, Berlin als Stadt der Freiheit sei »nur als demokratisches und von seinen Bürgerinnen und Bürgern aktiv mitgestaltetes Staatswesen denkbar«. Ihnen allen liege das Wohl der Stadt besonders am Herzen, sagte der Regierende weiter.

Gehwegpflaster Gunter Demnig verlegt seit 1996 Stolpersteine, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Die Pflastersteine tragen Messingplatten mit den Namen der Opfer. Der Künstler verlegt sie vor deren zuletzt selbstgewählten Wohnhäusern im Straßen- oder Gehwegpflaster.

Mittlerweile ist sein Projekt mit mehr als 100.000 Steinen in 1265 deutschen Kommunen und vielen weiteren Ländern Europas das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Demnigs Engagement habe das Bild Berlins und seiner erinnerungspolitischen Rolle im In- und Ausland wesentlich zum Positiven beeinflusst. In Berlin allein liegen inzwischen mehr als 10.000 Stolpersteine. Mehr seien in keiner anderen Stadt verlegt worden, heißt es in der Laudatio.

Seit Jahrzehnten engagiere sich Michael Wolffsohn für die Versöhnung zwischen Deutschen, Juden und Muslimen sowie eine lebendige Erinnerungskultur jenseits des Versteinens, so Wegner. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen, der deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungen israelischen und deutsch-jüdischen Verbindungen, der Historischen Demoskopie und der Historisch-Politischen Theologie von Judentum, Christentum und Islam.

Lernwerkstätten Der in Tel Aviv geborene und in Berlin aufgewachsene Michael Wolffsohn ist Publizist, auch Autor für die Jüdische Allgemeine, und Vorstandsvorsitzender der von ihm und seiner Mutter Thea Wolffsohn 2001 gegründeten gemeinnützigen Lichtburg-Stiftung am Gesundbrunnen in Wedding. Dort initiiert er zusammen mit seiner Ehefrau Rita Wolffsohn in der modernisierten Wohnanlage Gartenstadt Atlantic Lernwerkstätten als jüdisch-islamisch-interkulturelle Kultur-, Bildungs- und Integrationsprojekte.

Die Familie hat die Gebäude zwischen 2001 und 2005 mit hohem Kostenaufwand sanieren lassen und damit einen städtebaulichen, kulturellen und ethischen Beitrag zur Gestaltung Berlins geleistet.

Berndt Schmidt sei einer der wichtigen Berliner Kulturmanager, erklärte der Regierende Bürgermeister. Seit 2007 ist er alleiniger Geschäftsführer und Intendant des Friedrichstadt-Palastes Berlin, der als Europas größtes Revuetheater gilt und bei Publikum und Fachwelt über Berlin und Deutschland hinaus großes Ansehen genießt.

Schmidt engagiere sich in Veranstaltungen auch für politische und gesellschaftliche Themen und zeige dabei immer eine klare Haltung, indem er sich für Demokratie, Freiheit und Toleranz sowohl auf als auch abseits der Bühne einsetzt.

Schmidt ist Mitglied im »Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus« und positionierte sich 2017 als einer der ersten Intendanten einer staatlichen Bühne gegen Rechtspopulismus. ja

Debatte

Kultusministerkonferenz: Hochschulen müssen stärker gegen Antisemitismus vorgehen

Wissenschaftsminister sprechen sich für Einführung von Antisemitismusbeauftragten aus

 08.12.2023

Berlin

Innenminister wollen Leugnung des Existenzrechts Israels bestrafen

Tests zur Einbürgerung sollten mit Fragen zur besonderen Verantwortung für jüdisches Leben ergänzt werden

 08.12.2023

Auswärtiges Amt

»Keine Gleichsetzung der Siedlerbewegung mit der Hamas«

Der Zentralrat der Juden in Deutschland kritisiert das Auswärtiges Amt für seinen Visa-Stopp für israelische Siedler

von Michael Thaidigsmann  08.12.2023

Dresden

AfD in Sachsen gesichert rechtsextremistisch

Es ist der dritte Landesverband mit einer solchen Einstufung

 08.12.2023

Berlin

Chanukka-Leuchter geschändet

Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt

 08.12.2023

Judenhass

Einreise aus Gaza verweigert: Deutsche Ortskräfte Sicherheitsrisiko

Innenministerium: Gaza-Mitarbeiter vielfach mit extremistisch-antisemitischer Gesinnung

 08.12.2023

Argentinien

»Tod den zionistischen Juden«

Das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires erhielt eine Bombendrohung

 08.12.2023

Antisemitismus

Zentralrat: »Beim IZH in Hamburg braucht es nicht nur Durchsuchungen«

Josef Schuster fordert mehr Maßnahmen gegen Antisemitismus

 07.12.2023

Extremismus

Seit Hamas-Massaker 4300 islamistische Straftaten in Deutschland

Innenminister einig bei Schutz jüdischen Lebens und Terrorbekämpfung

 07.12.2023

Die mobile Version verlassen