Über 200 Vertreter der deutschen Unterhaltungsbranche appellieren für eine Einschränkung der Unterstützung Israels, das sich gegen den palästinensischen Terror wehrt und dessen Geiseln befreien will. Deutschland müsse sofort alle Waffenexporte nach Israel stoppen, heißt es in einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), aus dem der »Spiegel« zitierte.
Zudem müsse das Assoziierungsabkommen der EU mit Israel ausgesetzt werden. Dieses bildet seit 2000 die Grundlage für gegenseitigen Handel und politischen Dialog. Auch brauche es einen unverzüglichen Waffenstillstand und den uneingeschränkten humanitären Zugang zum Gazastreifen.
Das Problem: Die palästinensische Terrororganisation Hamas will weder einen Waffenstillstand, noch beabsichtigt sie, die 50 Geiseln freizulassen, die sie seit 664 Tagen in ihrer Gewalt hat. Nur noch 20 von ihnen sollen am Leben sein. Wie aus Berichten ehemaliger Verschleppter hervorgeht, hungert die Hamas Geiseln aus und foltert sie. Viele Verschleppte wurden in Gefangenschaft ermordet.
Fürmann und Thalbach
In dem offenen Brief heben die Kulturschaffenden jüngste Äußerungen des Bundeskanzlers zum Vorgehen Israels in Gaza hervor. »Sie haben in den letzten Tagen Stellung bezogen und die israelische Regierung kritisiert«, so die Unterzeichner. »Wir würdigen das, doch eines ist klar: Worte alleine retten keine Leben.« Sie fordern den Bundeskanzler zum Handeln auf: »Sie sind einer der Wenigen, der Israel dazu bewegen kann, doch noch den Kurs zu ändern.«
Zu den Unterzeichnern zählen die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die Schauspieler Jessica Schwarz, Christiane Paul, Benno Fürmann, Anna Thalbach, Meret Becker und Jürgen Vogel sowie die Musiker Shirin David, Ski Aggu und Zartmann. Angestoßen wurde der offene Brief demnach von der Regisseurin Laura Fischer und dem Schauspieler Trystan Pütter gemeinsam mit der Organisation Avaaz.
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner verurteilen offenbar »die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste«. Diese legitimierten jedoch nicht das Vorgehen gegen Millionen Menschen in Gaza. »Mütter. Väter. Kinder. Kinder, die nicht Teil dieses Krieges sind – und doch seine ganze Last tragen.«
Verschwörungsmythen über Israel
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betont immer wieder, dass Israel keinen Krieg gegen die Zivilisten im Gazastreifen führe, sondern gegen die Terroristen der Hamas, die Krankenhäuser und Schulen als militärische Stützpunkte missbrauchen. Die israelische Armee hat im Laufe des Krieges immer wieder Fluchtrouten für Zivilisten eingerichtet.
Die Vereinten Nationen und zahlreiche westliche Staaten wie Frankreich, Kanada und Großbritannien haben Israel vorgeworfen, nicht genug Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert zu haben. Die UN warnen gar vor einer Hungersnot. Israel hingegen bestreitet, dass es eine Hungersnot in der Küstenenklave gäbe. Die Hilfslieferungen seien ausreichend, sie würden nur nicht schnell genug von der UN verteilt. Seit Kriegsbeginn hat Israel laut der Militärbehörde Cogat fast 1,9 Millionen Tonnen in den Gazastreifen geliefert. kna/ja