Einspruch

Krise in Kairo

Ägypten ist nackt. Die heftige Auseinandersetzung über das freizügige Foto der Bloggerin Aliaa Magda Elmahdy ist wie eine Metapher für das ganze Land. Ägypten ist bloßgestellt ohne Mubaraks Blendwerk: wirtschaftlich am Abgrund, militärisch bedeutungslos, zerrissen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und dem Sog ins Gestern. Eine Frau, die sich nackt zeigt im Protest gegen den Muff aus Islamismus und panarabischen Träumen – und damit in Israel Solidaritätsbekundungen auslöst, während sich in der Heimat selbst Liberale distanzieren müssen. Wegen Verletzung der Moral, Beleidigung des Islam und Aufruf zur Unzucht droht ihr Haft.

Arabischer Frühling Die Rivalität zwischen Kopten und Muslimen, anti-israelische Ausschreitungen, blutige Unruhen auf dem Tahrir-Platz – Ägypten, so scheint es, ist seit Beginn des Arabischen Frühlings nicht wirklich vorangekommen. Und für Israel ist der kalte Frieden brüchig geworden, weil niemand weiß, wer in Ägypten welche Kräfte mit welchen Zielen unter Kontrolle hat – oder auch nicht.

Dennoch kann sich die einzige Demokratie im Nahen Osten nicht darauf verlassen, dass sie Ruhe vor ihren schwierigen Nachbarn hat, weil korrupte Despoten dort das Volk unterdrücken. Zumal die nach außen hin beherrschbaren Diktaturen wie jene von Kairo selbst es waren, die nach innen alles getan haben, um im Hass auf Israel für die unzufriedenen Bürger ein Ventil zu haben, das man öffnen und schließen kann. Insofern sind die Unruhen von Kairo zwar ein bitterer Rückschlag für alle, die hofften, Wohlstand und Demokratie würden nach dem Ende Mubaraks von selbst einkehren. Aber diese Hoffnungen waren ohnehin naiv.

Der Weg ist schwer, er ist riskant, aber er ist der einzig richtige. Auch aus israelischer Sicht. Denn so ganz nebenbei spüren die Ägypter in diesen Tagen erneut, dass ihr Problem nicht Israel heißt, sondern Ägypten.

Der Autor ist Chef vom Dienst beim Kölner Stadtanzeiger.

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025