Meinung

Konto überzogen

Was kostet das Leben? Die Frage kann man nur schwer beantworten. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, zu individuell sind die Voraussetzungen und Bedürfnisse. Wenn man aber von dem Lohn für die geleistete Arbeit seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten kann, dann ist etwas faul in der Gesellschaft. So ist es in Israel.

Vor fast zwei Jahren gingen die Menschen hierzulande wochenlang auf den Straßen, um gegen die überzogenen Lebenshaltungskosten Stimmung zu machen. Nun ist es ja nicht so, dass sich inzwischen nichts geändert hat. Es hat: Das Leben ist noch teurer geworden. Und deshalb sind die Proteste wieder da. Zwar bislang in viel geringerer Zahl, doch wesentlich politischer. Und wütender.

diebstahl Und das ist richtig so. Denn die Bürger werden über den Tisch gezogen. Ob im Supermarkt oder beim Häuserkauf. Dass ein kleiner Becher einheimischer Joghurt hier einen Euro kostet, während Kunden für dasselbe Tnuva-Produkt im Ausland ein Drittel zahlen – nach den beim Import angefallenen Kosten –, ist nicht nur unfair, es ist Diebstahl. Ja, die Israelis werden bestohlen. Und zwar tagtäglich. Von in Luxus schwelgenden Politikern und Wirtschaftsbossen mit prall gefüllten Geldbörsen. Statt zu Hunderten müssten sie also zu Hunderttausenden vor deren Villen stehen und so lange nicht weggehen, bis sich wirklich etwas ändert.

Doch leider haben viele Israelis gar keine Zeit, um irgendwo herumzustehen und Parolen zu brüllen. Die meisten Familien haben zwei, drei, vier Kinder und dieselbe Anzahl Jobs. Trotzdem würde es kaum jemand ernsthaft in Betracht ziehen, keine Sprösslinge zu bekommen. »Kinder sind Leben, auch wenn wir es nicht bezahlen können« lautet das israelische Motto. Dennoch ist es eine Tatsache, dass der Nachwuchs ein riesiges Loch ins Portemonnaie reißt: Ein Krippenplatz kostet Hunderte von Euro monatlich. Das staatliche Kindergeld beträgt 40 Euro, nach den neuesten Regierungsplänen bald noch weniger.

Die neuen Demonstranten sind keine notorischen Nörgler, sondern Menschen mit völlig berechtigtem Wunsch nach einem Alltag ohne ständige Geldsorgen, ohne den wöchentlichen Anruf von der Bank, dass das Konto wieder überzogen ist. Die Israelis wollen für ihre harte Arbeit angemessen entlohnt werden und faire Preise bezahlen.

Die Autorin ist Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen in Israel.

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Australien

Polizei in Sydney stoppt Verdächtige – Pläne vereitelt?

Nur wenige Tage nach den tödlichen Schüssen an Sydneys weltberühmten Bondi Beach gibt es einen Einsatz von Anti-Terror-Einheiten. Die Verdächtigen sollen auf dem Weg zum Strand gewesen sein

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Thüringen

Klage der rechtsextremen AfD gegen Verfassungsschutzchef teils erfolgreich

In einem Punkt wurde den Klägern recht gegeben, in zwei anderen nicht. Es geht um Äußerungen von Stephan Kramer in einem Medienbericht

 18.12.2025

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland versichert die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Umbenennung

Medien: Berlin erhält Yad-Vashem-Straße

Ein neues Holocaust-Gedenken mitten im Berliner Regierungsviertel - Ein Teilabschnitt der Dorotheenstraße soll künftig den Namen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem tragen. Die zweite Umbenennung in kurzer Zeit

 18.12.2025