Bayern

Knobloch: Warum ich Aiwangers Entschuldigung nicht angenommen habe

Charlotte Knobloch bei der »DLD Munich Conference« im Januar 2023 Foto: picture alliance / Hubert Burda Media

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat eine Entschuldigung von Hubert Aiwanger im Zusammenhang mit einem Hetzflugblatt in seiner Schulzeit abgelehnt. Aiwanger, bayerischer Wirtschaftsminister und Bundesvorsitzender der Freien Wähler, habe sich bei ihr gemeldet, sagte Knobloch am Montag im Deutschlandfunk.

»Ich habe (seine) Entschuldigung nicht angenommen, und das ist das, was ich von Aiwanger momentan halte.« Was der Politiker bis jetzt gesagt habe, sei in ihren Augen »eine sehr negative Aussage«.

LANDTAGSWAHL Knobloch betonte jedoch, die Entscheidung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, Aiwanger nicht aus dem Amt zu entlassen und die Koalition der CSU mit den Freien Wählern und ihm persönlich fortzusetzen, sei »aus politischen Gründen zu akzeptieren«.

Aiwanger hätte im Fall einer anderen Entscheidung Söders seine Entlassung ausgenutzt, um im Wahlkampf zu punkten. »Das wäre die noch größere Katastrophe gewesen«, meinte Knobloch.

Weiter sagte sie: »Ich verstehe den Ministerpräsidenten sehr gut, er hat politisch entschieden, und man hat genau gehört aus seinen Reden, mit welcher Abscheu er diese Entscheidung getroffen hat, und da stehe ich vollkommen hinter ihm.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Man stehe in Bayern »vor entscheidenden Wahlen«, und es habe die Gefahr bestanden, dass Aiwanger die Affäre zu seinen Gunsten ausgenutzt hätte, so die IKG-Präsidentin – »was er ja schon begonnen hat, was ja mehr oder weniger jetzt in seinen Worten gestern zum Vorschein kam.«

Die 90-Jährige fügte hinzu: »Aiwanger ist Aiwanger, wir werden ihn nicht erziehen«. Söder habe richtig entschieden. Zwar habe Aiwangers Schule damals nicht richtig gehandelt, aber dies liege in der Vergangenheit, so Knobloch. Wichtiger sei der Blick nach vorn. »Es gibt nämlich noch eine Gegenwart und eine Zukunft, nicht nur in Bayern, sondern in der Bundesrepublik.«

APPELL Am Sonntag hatte Knobloch in einer schriftlichen Erklärung in Bezug auf Aiwanger erklärt: »Er muss Vertrauen wiederherstellen und deutlich machen, dass seine Aktionen demokratisch und rechtlich gefestigt sind. Die Türen der jüdischen Gemeinschaft waren für ihn immer offen.«

Inwieweit es Aiwanger gelingen werde, die Vorwürfe, die noch im Raum stehen, zu entkräften, müsse sich nun zeigen. »Für uns waren die vergangenen Tage eine enorme Belastung. Der Vorfall hat gezeigt, welche Schäden Extremismus in der Gesellschaft anrichten kann, und ich erneuere meinen dringenden Appell, Erinnerungsarbeit gerade bei jungen Menschen stärker zu verankern. Das war vor 36 Jahren nötig, und das ist es heute immer noch.«

Bayerns Ministerpräsident hatte zuvor in München mitgeteilt, seinen wegen der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt umstrittenen Vize Aiwanger im Amt zu belassen. Söder legte Aiwanger zugleich nahe, zur Aufarbeitung und zum Beleg ernsthafter Reue Gespräche mit jüdischen Gemeinde zu suchen. Er ergänzte, vor seiner Entscheidung habe er mit Knobloch und auch mit Josef Schuster gesprochen, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Söder erklärte, die Flugblatt-Affäre habe die bayerische Regierungskoalition zweifellos belastet. Gleichwohl gebe es bis heute keinen Beweis, dass Aiwanger das Pamphlet verfasst habe. Dieser habe sich zudem glaubhaft für anderes Fehlverhalten in der Jugend entschuldigt.

Die »Süddeutsche Zeitung«, die mit ihren Berichten die Affäre um Aiwanger ins Rollen gebracht hatte, nahm Charlotte Knobloch ausdrücklich in Schutz. »Für mich ist klar: Man kann einer Zeitung keinen Vorwurf machen, wenn sie drängende Themen, die an sie herangetragen werden, an die Öffentlichkeit bringt. Das gilt für mich auch in diesem Fall.»mth/kna

Berlin

Angela Merkel reist im November nach Israel

Von ihr stammt die Aussage, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist. Nun kehrt die frühere Kanzlerin dorthin zurück. Es gibt einen erfreulichen Anlass

 23.10.2025

Berlin

Prien: Alles tun gegen einen AfD-Kanzler

Warum spricht die Bildungsministerin übers Auswandern, falls die AfD ins Kanzleramt einzieht? Und was folgt daraus für die aktuelle Politik?

 22.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Den Haag

IGH äußert sich zu Israels Pflichten in den palästinensischen Gebieten

Diesmal geht es um Fragen in im Zusammenhang mit den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen. Jerusalem wirft dem IGH eine Voreingenommenheit gegen den jüdischen Staat vor

 22.10.2025

Technik

Eigener Browser: Sam Altmans OpenAI bettet ChatGPT in Web-Nutzung ein

Internet-Nutzer steuern Websites tagtäglich über Browser-Software wie Chrome oder Safari an. Beim Konkurrenz-Programm Atlas von OpenAI soll der Chatbot ChatGPT ein ständiger Begleiter sein

 22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025

Hannover

Bundesregierung lehnt Hilfsangebot für Kinder aus Gaza ab

Hannover will verletzte Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen. Doch das Bundesinnenministerium bevorzugt einen anderen Weg - und lehnt ab. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay äußert sich deutlich

 22.10.2025

New York

Rabbiner: »Zohran Mamdani ist Gefahr für jüdische Gemeinschaft«

Rabbi Elliot Cosgrove von der Park Avenue Synagogue ruft seine Gemeindemitglieder auf, den parteilosen Kandidaten Andrew Cuomo zu unterstützen

 22.10.2025