Nachrichten

Kippa-Debatte, Donald Trump, Al-Quds-Demo

Foto: dpa

Debatte über Kippa-Tragen

In der Diskussion über das Tragen einer Kippa in deutschen Städten haben sich Vertreter der Bundesregierung, der Zentralrat der Juden, der israelische Staatspräsident und weitere Stimmen zu Wort gemeldet. Jeder antisemitische Vorfall ist ein »Angriff auf die menschliche Würde und freie Religionsausübung«, sagte Steffen Seibert, Sprecher der Bundesregierung. Der Staat müsse sicherstellen, dass Juden sich frei und geschützt bewegen können. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin hatte die Äußerung des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, er könne Juden nicht empfehlen, sich mit Kippa zu zeigen, kommentiert: Dies sei eine »Kapitulation vor dem Antisemitismus«. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, in manchen Großstädten sollten Kinder und Jugendliche »lieber eine Mütze über die Kippa ziehen«. Der »Passauer Neuen Presse« sagte Schuster, es sei »seit Jahren traurige Realität, dass jüdische Eltern bei ihren Kindern Vorsicht walten lassen« müssen. Felix Klein rief derweil dazu auf, als Zeichen der Solidarität mit Juden am kommenden Samstag Kippa zu tragen. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte er: »Wenn Politik und Gesellschaft mit vereinten Kräften gegen Antisemitismus vorgehen, dann haben wir eine echte Chance, diesen Kampf zu gewinnen.« Josef Schuster sagte, Solidaritätsaktionen wie »Berlin trägt Kippa« seien sinnvoll, reichten aber nicht aus. Die Bekämpfung von Antisemitismus müsse auf vielen Ebenen stattfinden, etwa in Schulen. »Es muss deutlich werden, dass die Kippa nicht etwas Fremdländisches ist, sondern genau wie das jüdische Leben seit vielen Jahrhunderten zu Deutschland gehört.« Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter, niemand solle seinen jüdischen Glauben verstecken müssen, »weder in Deutschland noch anderswo«. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, forderte auf Twitter: »Tragt eure Kippa«. Man müsse die Menschen lehren, »dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind«.  ja/dpa/epd

Zentralrat zu AfD

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht im Abschneiden der AfD bei der Europawahl »keinen Anlass zur Entwarnung«. Allerdings seien die Ergebnisse vielleicht »ein Signal dafür, dass ein Zenit überschritten ist und ein Teil der Wähler erkannt hat, hinter wem sie da herlaufen, und sich diesmal anders entschieden hat«, sagte Schuster dem »Tagesspiegel«.  epd

Antisemitismus und Trump

Fast drei von vier Juden in den USA fühlen sich unsicherer als noch vor zwei Jahren. Das geht aus einer Umfrage des Jewish Electorate Institute hervor. Demnach gibt ein Teil der Befragten US-Präsident Donald Trump eine Mitschuld. Die Befragung unter rund 1000 jüdischen Wählern ergab, dass 71 Prozent den Umgang Trumps mit Antisemitismus kritisieren. 60 Prozent sind den Angaben zufolge der Auffassung, der Präsident trage zumindest eine Mitverantwortung für die jüngsten Angriffe auf Synagogen in Pittsburgh und in Poway. 38 Prozent der Befragten gaben an, Trump ermutige mit seinen Kommentaren Rechtsextremisten zu Gewalttaten. Mehrheitliche Unterstützung findet der US-Präsident hingegen bei orthodoxen Juden, die etwa zehn Prozent der jüdischen US-Bevölkerung ausmachen.  kna

Deutschland sagt Nein

Deutschland hat bei einer Abstimmung der Weltgesundheitsorganisation, bei der die Gesundheitsbedingungen in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten verurteilt werden sollten, mit Nein gestimmt. Israels Botschaft in Berlin zeigte sich angenehm überrascht über die »bedeutende und grundsätzliche« Entscheidung.  ja

Verbot der Al-Quds-Demo gefordert

Der Zentralrat der Juden hat zum Protest gegen die anti-israelische Al-Quds-Demonstration am Samstag in Berlin aufgerufen. Die Demonstration sei antisemitisch und eine islamistische Propagandaveranstaltung gegen Israel. »Uns ist es unverständlich, dass diese Demo Jahr für Jahr genehmigt wird.« Die Gegendemonstration soll am Samstag um 15 Uhr in Berlin-Charlottenburg stattfinden.  dpa

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025