Hof

Keine Ruhe für Rabbiner Goldberg

Rabbiner Goldberg Foto: Gerd Pöhlmann

Bundestag und Bundesrat haben in der vergangenen Woche das Beschneidungsgesetz beschlossen. Sobald es von Bundespräsident Gauck unterschrieben und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht ist, tritt es in Kraft, vermutlich noch im Dezember.

Trotz dieser Klarstellung, dass die Brit Mila legal ist, gehen die Ermittlungen gegen den Rabbiner und Mohel David Goldberg weiter. Die Staatsanwaltschaft Hof prüft schon seit geraumer Zeit, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen Goldberg einleiten soll. »Das Gesetz ist noch nicht in Kraft«, erklärt der Leitende Oberstaatsanwalt, Gerhard Schmitt, der Jüdischen Allgemeinen. Ob es ein Verfahren gebe, werde noch eingehend geprüft, »es ist ja eine komplexe Materie«.

Strafanzeige Das Prozedere begann, nachdem ein Arzt aus Hessen gegen Goldberg Strafanzeige erstattet hatte. Mittlerweile, so Goldberg zur Jüdischen Allgemeinen, liegen mehrere Strafanzeigen gegen ihn vor. Aus dem Bundesjustizministerium, das das Gesetz ausgearbeitet hatte, ist zu hören, man sei der Auffassung, dass Beschneidungen aus religiösen Motiven auch vor der Verabschiedung des neuen Gesetzes erlaubt waren. »Jetzt wird es nur klargestellt«, so eine Ministeriumssprecherin.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt das Gesetz. »Ich bin froh und erleichtert«, kommentierte Zentralratspräsident Dieter Graumann. »Es schafft endlich wieder Rechtssicherheit und beendet hoffentlich die häufig unselige Debatte, die das Jahr 2012 geprägt hat.«

Der Zentralrat kündigte auch ein Zertifizierungskonzept für die Mohel-Ausbildung an. Generalsekretär Stephan J. Kramer erklärte, dass neben die rituelle Ausbildung der Mohalim künftig auch – »wie in einem Aufbaustudium« – eine medizinische Ausbildung tritt, in die Chirurgen, Kinderärzte, Urologen und Anästhesisten eingebunden sind.

Ärztliche Kunst Das nun beschlossene Gesetz sieht nämlich vor, dass Beschneidung »nach den Regeln der ärztlichen Kunst« erfolgen müsse, auch wenn bis zum sechsten Lebensmonat Nichtärzte, konkret: Mohalim, das Ritual ausführen dürfen. Dass das Gesetz noch zu Fall kommen könnte, etwa durch das Bundesverfassungsgericht, glaubt in Berlin niemand.

Das ginge über eine sogenannte abstrakte Normenkontrollklage, die sehr unrealistisch ist. Oder Karlsruhe wird als letzte Instanz angerufen, wenn alle zivilrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Oder aber ein Richter befindet eine Verfassungswidrigkeit des Gesetzes.

Doch selbst ein ausgewiesener Beschneidungsgegner wie der Hamburger Strafrechtler Reinhard Merkel vermutet im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen, dass das Gesetz erst in 20 Jahren vor das Verfassungsgericht kommt. »Und ich prognostiziere, dass die Entscheidung dann zugunsten des Gesetzes ausgehen wird.« Von Oberstaatsanwalt Schmitt ist zu erfahren, dass das Gesetz bei den Ermittlungen gegen Rabbiner Goldberg eine Rolle spiele. Goldbergs Kommentar: »Ich bleibe optimistisch.«

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert