Berlin

Karin Prien: »Ich gestatte mir keine Ängstlichkeit«

Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (CDU) Foto: picture alliance/dpa

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hat sich kritisch zur Entscheidung vom Januar geäußert, einen CDU-Antrag zur Migrationspolitik nur mit den Stimmen der AfD im Bundestag zu beschließen. »Ich hatte große Probleme damit, ich hatte vorab intern davon abgeraten. Es war eine Entscheidung der Fraktion«, sagte Prien in einem »Spiegel«-Interview.

Die Abstimmung hatte scharfe Kritik nach sich gezogen, weil damit erstmals eine Entscheidung im Parlament nur mit den Stimmen der AfD zustande kam. Die Wochen vor der Bundestagswahl mit polarisierten Debatten hätten dem Land »gesellschaftlich nicht gutgetan«, meinte Prien.

Die Ministerin räumte auch Unbehagen über Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ein - zum Beispiel seine Aussage von 2022, manche ukrainische Flüchtlinge würden »Sozialtourismus« betreiben. Dennoch habe sie ihn unterstützt. »Ich muss nicht alles rechtfertigen. Aber ich war ab einem bestimmten Zeitpunkt überzeugt, dass Merz jetzt, auch im Vergleich zu anderen Kandidaten, in der Union der bessere Kanzler sein würde.«

Prien: Angst hilft nur Extremisten

Prien ist die erste Bundesministerin, die öffentlich ihre jüdischen Wurzeln thematisiert - während gleichzeitig Antisemitismus in Deutschland wieder zunimmt. »Ich gestatte mir keine Ängstlichkeit. Wer Angst hat und die zeigt, hilft Extremisten und Antisemiten, ihre Ziele zu erreichen.« Angesichts des Nahost-Konflikts plädierte sie dafür, dass sich in den Schulen mehr mit der Geschichte der Region beschäftigt wird. »Es geht darum, Ausgrenzung und Verfolgung zu thematisieren. Damit fängt es an.«

Lesen Sie auch

Jede Schülerin und jeder Schüler solle gut vorbereitet eine Gedenkstätte besuchen. Prien betonte aber auch: »Kein Mensch wird Antifaschist oder vom Antisemitismus »geheilt«, wenn er einmal durch die Gedenkstätte von Auschwitz gejagt wird.«

Die 59-Jährige war im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern von Amsterdam, wohin der Großvater auf der Flucht vor den Nazis emigriert war, nach Deutschland gekommen. »Meine Verwandten sind entweder umgebracht worden oder ausgewandert.« Die Juristin war vor ihrem Amtsantritt auf Bundesebene seit 2017 Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein gewesen.

In dem »Spiegel«-Interview sprach sich Prien auch für eine stärkere Einbeziehung von Frauen in gesellschaftliche Führungspositionen aus. »Es gibt noch immer nicht überall eine Selbstverständlichkeit bei der Teilhabe von Frauen, nirgendwo. Auch nicht in der Wissenschaft, in Unternehmen und Verlagshäusern.« Am Ende gehe es nicht ohne Quote, betonte sie. »Auch in der Partei geht man als Frau einen langen Weg.«

Meinung

Die Folgen wären fatal - auch für uns

Warum der Ausschluss Israels aus »Horizon Europe« ein Fehler wäre und Deutschland mit Nein stimmen sollte

von Carsten Ovens  04.08.2025

Berlin

Deportationsmahnmal in Moabit beschädigt

Polizeibeamte entdecken auf der Putlitzbrücke Farbspritzer und Paketklebeband am Mahnmal

 04.08.2025

Berlin

CDU-Politiker Kiesewetter kritisiert deutsche Nahost-Politik

Kanzler Merz und Außenminister Wadephul (beide CDU) prägen die Nahost-Politik der Bundesregierung. Deutliche Kritik daran kommt aus den eigenen Reihen

 04.08.2025

Interview

»Als deutscher Außenminister muss ich Israel aus der Isolation helfen«

Bundesaußenminister Johann Wadephul war gerade zum zweiten Mal in drei Monaten in Israel. Im Interview spricht über die Gründe des Besuchs, seine zunehmende Missbilligung des israelischen Vorgehens in Gaza sowie die Kritik, die es seit seinem Amtsantritt an ihm gegeben hat

von Joshua Schultheis  03.08.2025

Friedrich Merz

»Ich bin entsetzt über die Bilder von Evyatar David und Rom Braslavski«

Der Bundeskanzler fordert die Freilassung aller Geiseln als Voraussetzung für eine Waffenruhe

 03.08.2025

Armin Laschet

»Warum sind die Bilder der geschundenen Deutschen nicht täglich in den deutschen Medien?«

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses fordert von der deutschen Staatsspitze mehr Einsatz für die deutschen Geiseln

 03.08.2025

Deutschland

Innenministerium prüft Aufnahme von Kindern aus Israel und Gaza

Hannover und Düsseldorf wollen schutzbedürftige und traumatisierte Kinder aus Israel und dem Gazastreifen aufnehmen. Doch für das Vorhaben gibt es Hürden

 03.08.2025

Krieg im Gazastreifen

Söder: Deutschland und Israel weiter engste Partner

Der bayerische Ministerpräsident fordert, an den Grundsätzen deutscher Außenpolitik festzuhalten

 03.08.2025

Krieg gegen Hamas

Außenminister Wadephul spricht von Hungersnot in Gaza

Internationale Experten sehen die Kriterien für eine Hungersnot nicht erfüllt

 03.08.2025