Meinung

Kampf um »Mein Kampf«

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Da haben die Justizminister der Länder mal wieder etwas beschlossen, über das Zeitgenossen, die sich ach so modern und aufgeklärt wähnen, doch nur milde lächeln können: Mein Kampf, die programmatische Hetzschrift von Adolf Hitler, soll auch nach 2015, wenn die Urheberrechte auslaufen, verboten bleiben.

Der Beschluss, den Vertrieb des Buches wegen Volksverhetzung strafrechtlich zu verfolgen, mutet in der Tat merkwürdig an, schließlich gelingt es jedem halbwegs fähigen Internetuser, es runterzuladen. Als Einwand wird auch vorgetragen, ein Verbot sei ja bloß Symbolpolitik und diene letztlich der Mystifizierung von Schrift und Autor; wenn man Hitlers Ergüsse jedoch lese, erkenne man sofort den dumpfen Hass und die dramatische Gedankenarmut.

grosseltern Und schließlich, heißt es, gibt es außer Deutschland kaum Staaten, in denen das Buch verboten ist. Im Ausland lässt es sich also leicht käuflich besorgen, wenn man sich nicht auf Flohmärkten umgucken oder darauf verlassen will, dass – was in sehr vielen nichtjüdischen deutschen Haushalten der Fall sein dürfte – die Schrift im Nachlass der Großeltern auftaucht.

All das ist richtig, es sind Einwände gegen die weitere Indizierung einer Schrift, die ganz offensichtlich nicht aus der Welt zu schaffen ist. Und dennoch ist das Verbot von Mein Kampf weiterhin richtig und alternativlos. Denn es geht nicht um die schulterzuckende Akzeptanz eines ärgerlichen Zustandes, den man leider ohnehin nicht ändern kann.

symbol Vielmehr wäre es ja selbst ein politisches Symbol, wenn die Politik das Auslaufen der Urheberrechte nur passiv begleitete. Es bedeutete nämlich, dass nun jede juristische, politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Programmatik des Nazismus zu Ende sei. Und das in einer Gesellschaft, in der Antisemitismus und Rassismus nicht nur weiter existieren, sondern sogar wieder wachsen.

Auch wenn kein Dekret Mein Kampf, die Protokolle der Weisen von Zion oder vergleichbare Werke aus der Welt schaffen kann: Das klare politische und juristische Signal, dass infame Hetzschriften in der deutschen Gesellschaft nicht geduldet und strafrechtlich verfolgt werden, ist weiterhin vonnöten. Daher ist der auf den ersten Blick vielleicht anachronistisch anmutende Beschluss der Justizminister, etwas zu verbieten, das kaum zu verbieten ist, sehr wohl sinnvoll: Auch er ist ein politisches Symbol.

Luftfahrtmesse

Frankreich schließt israelische Stände

Die Betreiber sollen entgegen der Auflagen Angriffswaffen ausgestellt haben

 17.06.2025

Israel

Zweiter Evakuierungsflug nach Deutschland am Donnerstag

Am Mittwoch fliegt die Bundesregierung per Chartermaschine erstmals seit Kriegsbeginn Ausreisewillige aus Israel von Jordanien aus in die Heimat. Es soll nicht der einzige Flug bleiben

 17.06.2025

Nahost

Karin Prien: Iran einer der schlimmsten Schurkenstaaten

Die Bundesbildungsministerin mit jüdischem Familienhintergrund betont mit Blick auf den Krieg in Nahost Israels Recht auf Selbstverteidigung. Sie nennt den Iran ein »verbrecherisches System«

 17.06.2025

Kommentar

Der »Spiegel«, Israel und das Völkerrecht

Deutschland dürfe »nicht erneut« zu Israels Angriffen schweigen, fordert Thore Schröder in einem Artikel. Wenn es um den jüdischen Staat geht, hat Realitätsverweigerung bei dem Hamburger Magazin System

von Ralf Balke  17.06.2025

Angriffe gegen Mullah-Regime

Merz: Israel macht im Iran »die Drecksarbeit für uns alle«

Der Bundeskanzler wurde bei einem Auftritt im ZDF ungewöhnlich deutlich

 17.06.2025

Washington D.C.

Trump will »echtes Ende« für iranisches Atomprogramm

Der Iran hätte den bisherigen Verhandlungsvorschlag annehmen sollen, schreibt der US-Präsident

 17.06.2025

Judenhass in Brandenburg

Hausverbot für Juden und Israelis

Die Polizei ermittelt Geschäften »Yörük I« und »Yörük II« in Brandenburg

 17.06.2025

Calgary/Washington D.C.

Trump offen für Putin als Vermittler in Israel-Iran-Krieg

Wladimir Putin führt seit 2022 einen Eroberungskrieg gegen die Ukraine. Nun bietet sich der Aggressor selbst als Friedensstifter im Konflikt zwischen Israel und dem Terrorsponsor Iran an. Einer hält die Idee für gut

 17.06.2025

Berlin

Deutsch-Israelische Literaturtage abgesagt

Der Krieg zwischen Israel und Iran erreicht das Berliner Kulturprogramm

 17.06.2025