Jerusalem/Berlin

KaDeWe revidiert Entscheidung

Das KaDeWe am Wittenbergplatz in Berlin Foto: dpa

Das Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe) hat einen vorläufigen Verkaufsstopp für israelische Produkte rückgängig gemacht. »Die acht israelischen Weine werden ab sofort wieder im Sortiment sein«, teilte die Geschäftsführung am Sonntagnachmittag per Facebook und Twitter mit. Man habe hausintern »zu rasch und unsensibel gehandelt« und bedauere, dass es dadurch zu Missverständnissen gekommen sei.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte am Vormittag die Entscheidung des KaDeWe, Siedlungsprodukte aus den Regalen zu nehmen, heftig kritisiert. »Wir protestieren entschieden gegen diesen moralisch, inhaltlich und historisch illegitimen Schritt«, sagte er zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem.

Netanjahu verwies darauf, dass sich das Kaufhaus einst in jüdischem Besitz befand, bis es von den Nazis übernommen wurde. Nun habe es »absurderweise« Produkte aus Siedlungen im Westjordanland und dem Golan besonders gekennzeichnet: »Es begann mit der Kennzeichnung, jetzt erfahren wir, dass sie die Produkte gänzlich aus dem Angebot genommen haben – ein totaler Boykott.« Netanjahu forderte die Bundesregierung auf, dagegen vorzugehen.

Eu-Verordnung Hintergrund ist die neue EU-Verordnung zur Kennzeichnungspflicht von Waren aus dem Westjordanland, Ost-Jerusalem und den Golanhöhen. Da diese Gebiete laut internationalem Recht nicht Teil des israelischen Staatsgebiets seien, gelte die Bezeichnung »Produkt aus Israel« als inkorrekt und irreführend, so die EU-Kommission. Stattdessen müsste die Region angegeben und mit dem Zusatz »Israelische Siedlung« versehen werden.

Das Magazin »Der Spiegel« hatte am Freitag KaDeWe-Sprecherin Petra Fladenhofer zitiert, die bestätigte, dass die entsprechenden Produkte aus den Regalen genommen wurden: »Erst nach entsprechend korrekter Auszeichnung werden wir sie wieder in unser Sortiment aufnehmen.«

Das Kaufhaus hatte auf seiner Facebook-Seite versucht, den Schritt zu erläutern, betonte zugleich, dass der Sachverhalt leider in einigen Medien verkürzt und missverständlich dargestellt worden sei. Kunden posten dazu ihre Kommentare: »Wer Juden boykottiert, den boykottiere ich«, »Schämt euch«, »Ich werde einen großen Bogen um das KaDeWe machen« und »Tja, KaDeWe, ich würde mal sagen, das war ein Eigentor, wie es im Buche steht«. ja

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025