Vertreter des jüdischen Lebens Thüringens haben »mit tiefer Enttäuschung« auf den offenen Brief von rund 360 Künstlerinnen und Künstlern an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur Israel-Politik reagiert. Zugleich boten sie den Thüringer Unterzeichnern des israelkritischen Aufrufs einen Dialog an. In dem am Donnerstag in Erfurt veröffentlichten Schreiben heißt es, die Verfasser des offenen Briefes an Merz, wie die Schauspielerrinnen Sandra Hüller und Yvonne Catterfeld oder der Sänger Clueso, hätten sich zu einem hochkomplexen Konflikt in einer einseitigen und gefährlich verkürzten Weise geäußert.
Unterzeichnet wurde das Schreiben an die Künstlerinnen und Künstler vom Leiter der Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen, Johannes Gräßer, von der Vorsitzenden des Fördervereins für Jüdisch-Israelische Kultur in Thüringen, der SPD-Landtagsabgeordneten Dorothea Marx, und vom neuen Antisemitismusbeauftragten des Freistaats, Michael Panse (CDU).
Der offene Brief an den Bundeskanzler stelle einseitige Forderungen an Israel und die deutsche Bundesregierung, ohne der sicherheitspolitischen Realität gerecht zu werden. Es fehle etwa die differenzierte Auseinandersetzung mit der Rolle der Hamas oder der Ermordung israelischer Zivilisten am 7. Oktober 2023. Israel werde als Aggressor in dem Konflikt dargestellt.
Diese Verkürzung habe Konsequenzen für Jüdinnen und Juden und das
Miteinander in Thüringen. »Wir laden Sie daher ein zu einem persönlichen Gespräch mit der Jüdischen Landesgemeinde und anderen,
die zuhören und verstehen wollen«, lautet das Angebot zum Dialog. epd