Meinung

Das Problem geht weit über Sabine Schormann hinaus

Hessens Kunstministerin Dorn (M.), ex-documenta-Chefin Schormann und Kassels Oberbürgermeister Geselle Foto: imago images/Reiner Zensen

Wer bisher immer noch dem Glauben anhing, dass das Problem der documenta nach unzähligen antisemitischen Entgleisungen alleine einer überforderten Geschäftsführerin und ihrem katastrophalen Krisenmanagement geschuldet war, der wurde durch die Erklärung des Aufsichtsrates am Samstag eines Besseren belehrt.

Denn was dieses Gremium nach den vorangegangenen wochenlangen Querelen und einer peinlichen öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Vertretern von Stadt, Land und Bund gerade in den letzten Tagen vermutlich als Befreiungsschlag ansieht, verdeutlicht ganz im Gegenteil, dass das Problem weit über die Personalie Schormann hinausgeht. Wenn dort noch immer verharmlosend von »Antisemitismusvorwürfen« die Rede ist, dann zeigt dies, dass man immer noch nicht verstanden hat, worum es eigentlich geht.

In dem Text findet sich kein Wort des Bedauerns und keine Entschuldigung in Richtung des Zentralrats der Juden und der jüdischen Gemeinschaft.

Es passt aber ins Bild, denn in dem Text findet sich kein Wort des Bedauerns und keine Entschuldigung in Richtung des Zentralrates der Juden und der jüdischen Gemeinschaft hierzulande für den Schaden, den dieser Skandal angerichtet hat. Stattdessen sind die Aufsichtsratsmitglieder alleine um den Ruf der documenta besorgt und beklagen den Schaden, den die Kunstausstellung genommen hat. Das Statement ist schlicht schäbig.

Angesichts dieses Versagens des Aufsichtsrates und seiner Mitglieder ist es daher überhaupt keine gute Nachricht, dass nun ausgerechnet dieses Gremium an der Aufarbeitung der Geschehnisse mitwirken will. Es bleibt zu hoffen, dass diese doch noch von unabhängigen Expertinnen und Experten, die weder aus Kassel noch aus Hessen kommen, übernommen wird.

Angesichts des Versagens des Aufsichtsrates ist es keine gute Nachricht, dass nun ausgerechnet dieses Gremium an der Aufarbeitung der Geschehnisse mitwirken will.

Aber abgesehen davon, wie es mit der documenta weitergeht und was aus diesem Skandal folgt, bleibt die niederschmetternde Erkenntnis, dass es im Deutschland des Jahres 2022 eines wochenlangen und immensen öffentlichen Drucks - mal wieder fast ausschließlich von jüdischen Organisationen - bedurfte, bevor das Ausstellen von Stürmer-Karikaturen (personelle) Konsequenzen hatte.

Es steht daher zu befürchten, dass ähnliche Fälle in Zukunft folgenlos bleiben. Insbesondere dann, wenn der Judenhass aus der »weltoffenen« Kunst- und Kulturszene kommt.

Der Autor ist Direktor des American Jewish Committee (AJC) in Berlin.

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025

Gerhard Conrad

»Regime Change im Iran wäre noch wichtiger als die Zerstörung der Atomanlagen«

Der Ex-BND-Geiselunterhändler und Nahostexperte zum israelischen Militärschlag gegen den Iran und die Konsequenzen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  13.06.2025

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Angriff auf Iran

Dobrindt hält Israels Angriff für richtig

Die Operationen seien Israels Sicherheit dienlich, sagt der deutsche Innenminister. Die Sicherheitsbehörden wappnen sich für mögliche Folgen in Deutschland

 13.06.2025

Bundesregierung

»Das Ziel muss sein, dass Iran keine Nuklearwaffen entwickelt.«

Regierungssprecher Stefan Kornelius äußerte sich in Berlin zum israelischen Angriff auf Ziele im Iran und dem Recht Israels auf Selbstverteidigung

 13.06.2025

Schlag gegen Iran

Israelische Botschaften geschlossen

Der Krieg zwischen Israel um dem Iran hat Folgen in Berlin und anderen Hauptstädten. Die diplomatischen Vertretungen des jüdischen Staates arbeiten aus Sicherheitsgründen nicht

 13.06.2025

USA

Trump droht Iran mit »noch brutaleren Angriffen«

Nach den Angriffen Israels hat Präsident Donald Trump das Regime in Teheran aufgefordert, jetzt einem neuen Atomdeal zuzustimmen

 13.06.2025

Iran

Kronprinz Pahlavi will Sturz von Chamenei

Reza Pahlavi ruft zu Straßenprotesten und landesweiten Streiks in der Islamischen Republik auf

von Nicole Dreyfus  13.06.2025