Berlin

Israels Botschafter erinnert Deutschland an Staatsräson

Israels Botschafter Ron Prosor Foto: picture alliance / Metodi Popow

Israels Botschafter Ron Prosor hat den Antrag des Chefanklägers des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) auf Haftbefehle gegen seinen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant als »Unverschämtheit« bezeichnet. Zugleich forderte er Deutschland auf, sich klar davon zu distanzieren.

»Jetzt steht die Staatsräson auf dem Prüfstand – ohne Wenn und Aber«, erklärte Prosor am Dienstag. Er kritisierte »die wachsweichen Statements«, die bisher »von einigen Institutionen und politischen Akteuren« zu hören gewesen seien. »Die Aussage, Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung, verliert an Glaubwürdigkeit, wenn man uns die Hände fesselt, sobald wir davon Gebrauch machen.«

Prosor warf dem Chefankläger Karim Khan vor allem vor, die israelische Regierung mit der Hamas gleichzusetzen. Khan hatte gleichzeitig mit seinen Anträgen zu Netanjahu und Galant auch Haftbefehle gegen die Hamas-Führung beantragt.

Dämonisierung und Delegitimierung

»Damit dämonisiert und delegitimiert er Israel und das jüdische Volk. Er hat seinen moralischen Kompass völlig verloren. Deutschland hat die Verantwortung, diesen Kompass wieder auszurichten«, forderte Prosor. »Diese schändliche politische Kampagne könnte zum Sargnagel für den Westen und seine Institutionen werden. Lassen Sie es nicht dazu kommen!«

Lesen Sie auch

Die Bundesregierung hat die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärt, unterstützt aber gleichzeitig den Internationalen Strafgerichtshof als »elementare Errungenschaft der Weltgemeinschaft«. Das Auswärtigen Amts hatte daher in einer ersten Reaktion auf die Beantragung der Haftbefehle erklärt, dass Deutschland die Unabhängigkeit und die Verfahrensabläufe des Internationalen Strafgerichtshofs respektiere.

»Heftiger politischer Skandal«

Allerdings kritisierte das Ministerium auch, dass durch die gleichzeitige Beantragung von Haftbefehlen gegen die Hamas-Führung »der unzutreffende Eindruck einer Gleichsetzung entstanden« sei.

Der CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter hatte das Vorgehen des Chefanklägers dagegen als »heftigen politischen Skandal« bezeichnet. Der demokratisch legitimierte Regierungschef Israels werde »behandelt wie der Kriegsverbrecher und Aggressor Putin«, sagte er der »Bild« und forderte die Bundesregierung auf, »als Mitglied des IStGH Protest einzulegen und Netanjahu zu politischen Gesprächen nach Deutschland einzuladen«. dpa

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seinem Israel-Besuch die enge Partnerschaft - und hofft auf konkrete Fortschritte bei Trumps Gaza-Plan

von Sara Lemel  06.12.2025

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025