Sigmount Königsberg

Israel beim Namen nennen!

Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: Gregor Zielke

Sigmount Königsberg

Israel beim Namen nennen!

Warum erwähnen einige evangelische Veranstalter den jüdischen Staat nicht?

von Sigmount Königsberg  28.02.2022 13:27 Uhr

Einige evangelische Organisationen scheinen mit Israel ein Problem zu haben. Jüngstes Beispiel: die Johanneskirche Frohnau. In der Ankündigung zu einem Projekttag zum Thema »Christen im Heiligen Land« steht, dass dieser von der »aus Palästina stammenden Vikarin Sally Azar« vorbereitet wurde, die »erste Gemeindepfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land – der Region Palästina – werden« möchte.

Die ganze Zeit ist die Rede vom »Heiligen Land, Jordanien und Palästina«. Israel wird nur im Zusammenhang mit einer Israelreise erwähnt, ist aber ansonsten offenbar nicht existent. So heißt es weiter, dass »es Video-Berichte aus Palästina« geben werde oder »Gespräche in Kleingruppen mit jeweils einem Gast, der selbst aus Palästina kommt oder dort länger gelebt hat«.

Wenn aber ein Staat erwähnt wird, dann bitte alle. In diesem Zusammenhang es bei Israel nicht zu tun, ist dessen Delegitimierung.

Es ist schon sehr irritierend, dass Jordanien und der nicht existierende Staat »Palästina« systematisch erwähnt werden, während der real existierende Staat Israel ignoriert wird. Wenn die Evangelische Kirche meint, mit dem Begriff »Heiliges Land« die ganze Region beiderseits des Jordans zu beschreiben, dann wäre es nur konsequent, keinen Staat zu erwähnen. Dies wäre logisch und nachvollziehbar.

DEMOKRATIE Wenn aber ein Staat erwähnt wird, dann bitte alle. In diesem Zusammenhang es bei Israel nicht zu tun, ist dessen Delegitimierung. Zudem stellt sich die Frage, wieso, wenn schon »Christen im Heiligen Land« thematisiert werden, anscheinend deren Leben in Nazareth oder Haifa nicht interessiert.

Oder will man nicht wahrhaben, dass die Menschen in Israel in einer freiheitlichen Demokratie – laut dem aktuellen Demokratieindex wie Frankreich, USA, Spanien, Italien, Portugal oder Belgien – leben?

Vielleicht wäre es ein guter erster Schritt, die Umschreibung »Heiliges Land« wegfallen zu lassen und stattdessen durchgehend von Jordanien, den Palästinensischen Autonomiegebieten und Israel zu sprechen. Denn so, wie es bisher klingt, hat man den Eindruck, dass sich die betreffende Kirche um den Namen »Israel« herumdruckst. Als ob sie Probleme mit dem einzigen jüdischen Staat hätte.

Einen Tag, nachdem ich meinen Irritationen auf Twitter Ausdruck gab, »verschwand« der Ankündigungstext übrigens von der Homepage der Kirchengemeinde – ohne jeden Kommentar.

Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  16.05.2025

Nahost-Diplomatie

Medien: Syrien und Israel führen indirekte Gespräche. Trump: »Al-Sharaa ist ein starker Typ«

Der US-Präsident forciert bei seinem Nahostbesuch die Idee weiterer Abraham-Abkommen mit Israel - auch Syrien soll Interesse signalisiert haben

 16.05.2025

Justiz

Ankläger von Weltstrafgericht tritt zurück

Chefankläger Karim Khan wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt

 16.05.2025

Interview

»Es hätte viel kürzer und klarer sein müssen«

Peter Neumann über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, die internationale Debatte darüber und ein mögliches Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei

von Nils Kottmann  16.05.2025

Gedenken

Sinti und Roma erinnern an Widerstand in Auschwitz-Birkenau

An diesem Tag sollte der Lagerabschnitt B II e, das sogenannte »Zigeunerlager«, in dem Tausende von Sinti und Roma inhaftiert waren, aufgelöst und sämtliche Häftlinge in den Gaskammern ermordet werden

 16.05.2025

Interview

»Außenpolitik geht nicht mit Belehrungen«

Der Bundestagsabgeordnete Armin Laschet (CDU) über die Nahostpolitik der neuen Bundesregierung, deutsche Geiseln in Gaza und die Zukunft der Abraham Accords

von Joshua Schultheis  16.05.2025

Berlin

»Die rohe Gewalt der Demonstranten erschüttert mich«

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, verurteilt Angriffe gegen Polizisten bei israelfeindlicher Kundgebung

von Imanuel Marcus  16.05.2025

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

Polizist von Israelhassern beinahe zu Tode geprügelt – 56 Festnahmen bei »propalästinensischer« Demonstration

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilt die Tat und die bei der Kundgebung verbreitete »antisemitische Hetze«

von Imanuel Marcus  16.05.2025 Aktualisiert