Der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan muss sich in Paris wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung von vier Frauen vor Gericht verantworten. Zwei Untersuchungsrichter hätten am Freitag einen Prozess vor dem Pariser Kriminalgericht angeordnet, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf Justizquellen.
Zu den mutmaßlichen Taten soll es zwischen 2009 und 2016 gekommen sein. Der 60-Jährige befand sich deswegen bereits zehn Monate in Untersuchungshaft. Ramadan hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen, Kontakte zu den Frauen aber später eingeräumt.
Ramadan war in Frankreich bereits zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er die Identität von einer der Klägerinnen enthüllt hatte. Ende Mai war Ramadan von einem Gericht in Genf von den Vorwürfen der Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung, die eine andere Frau erhoben hatte, freigesprochen worden. Im Urteil hieß es unter anderem, dass keine physischen Beweise für die Tat vorlägen.
Ramadan ist ein Enkel von Hassan al-Banna, einem Mitbegründer der Muslimbrüder. Er tritt für eine europäisch-muslimische Identität ein. Er ist seit langem umstritten und wird ebenso als ein Vordenker des Islamismus kritisiert. Auch wegen seiner Haltung zu Israel und dem Nahostkonflikt stand Ramadan regelmäßig massiv in der Kritik. dpa