Europäische Union

Iran-Sanktionen: »Wir wandeln auf einem schmalen Grat«

Die Europäische Union plant einem Bericht von »Politico Europe« zufolge weitere Sanktionen gegen den Iran. Grund ist der Verkauf von Kampfdrohnen und anderen Waffen durch Teheran an Russland, die jüngst im Krieg gegen die Ukraine zum Einsatz gekommen sind.

Vier Beamte und Diplomaten, so die Zeitung auf ihrer Seite »Playbook Europe« am Mittwoch, hätten bestätigt, dass noch rechtzeitig zum Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und Freitag in Brüssel Einigung über das neue Paket erzielt werden soll.

SANKTIONSLISTE Erst am Montag hatten die EU-Außenminister in Luxemburg beschlossen, elf Repräsentanten des Irans – darunter den Informationsminister und Verantwortliche der »Sittenpolizei« – wegen ihrer Rolle bei der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini Mitte September, mit einem Einreiseverbot sowie dem Einfrieren ihrer Vermögen in der EU zu belegen.

Auch vier iranische Institutionen, darunter die Bassidsch-Miliz sowie die Strafverfolgungsbehörde, wurden von der EU sanktioniert. Die Maßnahmen waren unter anderem von der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock angestoßen worden. Insgesamt stehen jetzt mehr als 100 Iraner auf der Sanktionsliste der EU.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Jetzt sollen fünf weitere und drei Unternehmen hinzukommen. Ein hochrangiger EU-Beamter sagte »Politico Europe«, das neue Paket sei als »starkes Signal« an die Adresse Teherans gedacht. Wirtschaftssanktionen seien aber vorerst nicht geplant, da diese einen neuen Rechtsrahmen erfordern und möglicherweise kaum zusätzliche Wirkung erzeugen würden. Seit 2018 sind bereits massive US-Sanktionen gegen den Iran in Kraft, die auch indirekte Wirkungen auf europäische Unternehmen und deren Engagement im Iran entfalten.

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagte im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen, die Sanktionen seien »ein erster Schritt«. Er glaube aber, dass es nicht der letzte bleiben werde. Allerdings seien Wirtschaftssanktionen ebenfalls problematisch. Dabei werde »die gesamte iranische Bevölkerung für die Verbrechen einer kleinen Minderheit bestraft. Das kann nicht im Sinne der jungen Iranerinnen und Iraner sein, die tagtäglich gegen eben jene Minderheit demonstrieren.«

https://twitter.com/Alexkennedy30/status/1582222071467479041

GEGENREAKTION Gefragt, was die EU tun könne, um der Opposition im Iran beizustehen, sagte Asselborn: »Unsere Mittel sind begrenzt, das ist klar. Öffentliche Solidaritätsbekundungen mit den vorwiegend jungen Demonstrantinnen und Demonstranten im Iran sind zwar wichtig, haben jedoch nur eine begrenzte Wirkung.«

Die EU wandle auf einem »schmalen Grat«, so der seit 2004 amtierende Chefdiplomat Luxemburgs. »Wer sich zu viel von außen einmischt, riskiert, eher kontraproduktiv zu sein. Bereits jetzt behauptet die iranische Regierung, es handle sich bei den Protesten um eine von außen gesteuerte Terrorkampagne. Dabei sind es nur die jungen Menschen, die endlich frei leben wollen.«

Asselborn rechnet im Falle neuer EU-Sanktionen mit einer Gegenreaktion des Iran. Im Vorfeld der Entscheidung hatte Irans Botschafter bei der EU ein Schreiben an die 27 Mitgliedsstaaten geschickt, in denen er mit Konsequenzen für die bilateralen Beziehungen drohte. »Daher ist es umso wichtiger, dass die EU-Außenminister am Montag ein klares Zeichen gesetzt haben«, betonte der Luxemburger Außenminister gegenüber der Jüdischen Allgemeinen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sanktionen seien jedoch »kein Allheilmittel«. Allerdings fielen ihm im Moment nur zwei Länder ein, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine offen unterstützten: Belarus und der Iran. »Sollte sich bestätigen, dass der Iran nach dem 24. Februar Kamikaze-Drohnen an Russland geliefert hat, wird es zu weiteren Sanktionen kommen«, sagte Asselborn weiter.

DIPLOMATISCHE BEZIEHUNGEN Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte am Dienstag, er habe Präsident Wolodymyr Zelenskyj aufgefordert, die diplomatischen Beziehungen des Landes zum Iran abzubrechen. Kuleba sagte, Kiew sei bereit, der Europäischen Union ein »Bündel von Beweisen« dafür vorzulegen, dass Russland in dem aktuellen Konflikt Militärdrohnen aus iranischer Produktion einsetze. »Teheran trägt die volle Verantwortung für die Zerstörung der Beziehungen zur Ukraine«, sagte Kuleba auf einer Pressekonferenz. Einem Bericht der »New York Times« zufolge gab Israel den Ukrainern vor Kurzem Hinweise, dass iranische Kampfdrohnen von Russland eingesetzt werden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Für Jean Asselborn gibt es aktuell wenig Grund zu Optimismus im Hinblick auf den Iran und dessen Atomprogramm, auch wenn er die Hoffnung auf einen Deal noch nicht aufgeben will. Einen ‚Plan B‘ habe Europa jedoch nicht. »Die Alternative zum JCPOA ist eine Atommacht Iran. Deshalb müssen wir alles daransetzen, dieses Abkommen endlich wieder zurück auf die Schiene zu bekommen.«

EU-Beamte sind laut »Politico Europe« diesbezüglich hingegen wesentlich skeptischer. »Ehrlich gesagt, das JCPOA zählt nichts mehr«, sagte ein hoher Beamter gegenüber dem »Playbook«. Man habe sich in Brüssel an den Gedanken gewöhnt, »dass da nicht mehr viel vorwärts gehen wird.«

Porträt

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025