Düzen Tekkal

»Integration gibt es nicht umsonst«

Düzen Tekkal Foto: Markus Tedescino

Die Integrationsexpertin und Publizistin Düzen Tekkal hat Migranten in Deutschland dazu aufgefordert, sich mehr zur Freiheit und der Demokratie zu bekennen. »Die Migranten, aber auch wir als Gesellschaft brauchen ein grundsätzliches Umdenken: weg von der Fixierung auf Religion, hin zur Vermittlung unserer Freiheit«, sagte Tekkal im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen (Ausgabe von Donnerstag). »Uns muss klar sein, dass Räume, die wir als Demokraten nicht besetzen, zum Beispiel von religiösen Extremisten wie Islamisten oder Rechtspopulisten besetzt werden.«

Auf die Frage, was für sie gelungene Integration bedeutet, sagte Tekkal: »Für mich bedeutet Integration, keine Angst zu haben voreinander, und für mich ist Integration nie losgelöst von Emanzipation zu verstehen – im Persönlichen, aber auch gesellschaftlich.« Die gemeinsamen Grundlagen hierfür seien das Grundgesetz und die demokratischen Werte. »Hierüber darf nicht verhandelt werden«, betonte die 39-Jährige, die in Hannover als Tochter einer jesidischen Einwandererfamilie geboren wurde.

Demokratie Mit Blick auf die jüngsten antisemitischen Vorfälle und das Verbrennen von Davidstern-Flaggen bei propalästinensischen Demonstrationen warnte Tekkal vor einer Verharmlosung des gegenwärtigen Judenhasses. »Wenn arabisch- und türkischstämmige Migranten oder Rechtsextremisten ihren Hass auf Juden auf die Straße und in die Schulen tragen, wenn Fahnen mit einem Davidstern auf unseren Straßen verbrannt werden, dann ist nicht nur jüdisches Leben bedroht, sondern auch unsere Demokratie«, erklärte Tekkal. »So wichtig unsere Erinnerungskultur ist, wir dürfen die Gegenwart nicht aus den Augen verlieren und müssen die Lebenswirklichkeit von Juden wieder stärker berücksichtigen.«

Im Interview warnte Tekkal davor, Antisemitismus mit allgemeinem Rassismus gleichzusetzen. Man müsse beide Phänomene bekämpfen, aber gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte dürfe das Spezifische des Antisemitismus nicht vergessen werden. »Juden werden nicht nur angefeindet, weil sie als fremd angesehen werden, sondern weil sie in verschwörungsideologischer Absicht für das Übel in der Welt gesehen werden. Hiergegen braucht es gesonderte Programme und Maßnahmen«, so Tekkal.

Düzen Tekkal wurde 1978 in Hannover als Tochter einer jesidischen Einwandererfamilie geboren. Als Journalistin befasste sie sich in zahlreichen Arbeiten mit dem Völkermord von IS-Terroristen an den Jesiden, deren Zeugin sie im Nordirak wurde. Im vergangenen Jahr wurde sie für ihr Engagement mit dem »Demokratie-Preis« des American Jewish Committee (AJC) Berlin geehrt.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  01.05.2025

Justiz

100 Jahre alter früherer KZ-Wachmann gestorben

Dem Mann sollte möglicherweise der Prozess wegen Beihilfe zum Mord im KZ Sachsenhausen gemacht werden

 01.05.2025

Besuch

Tel Aviv und Berlin unterzeichnen bald Städtepartnerschaft

Am Montag wird der Bürgermeister der israelischen Metropole, Ron Huldai, im Roten Rathaus erwartet

 01.05.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025