Ghetto-Rente

In einer Summe

»Wir beugen unsere Köpfe vor den Opfern«: Jüdischer Zwangsarbeiter im Ghetto Riga Foto: RGM

Die Bundesregierung hat Ende Juli beschlossen, die »Richtlinie über eine Anerkennungsleistung für Ghetto-Arbeit« rückwirkend zum 6. Oktober 2007 neu zu fassen.

Mit dieser Änderung können »Überlebende, die in einem Ghetto auf einem von den Nazis beeinflussten Gebiet gearbeitet haben, eine Einmalzahlung von 2.000 Euro bekommen«, sagt Christiane Reeh, Rechtsberaterin der Jewish Claims Conference (JCC), auch wenn sie für eine Rente nach dem Gesetz zur »Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto« (ZRBG), der sogenannten Ghetto-Rente, berechtigt seien.

Anerkennung Die bisherige Regelung sah dies nicht vor. Denn »die Einmalzahlung nach der ›Anerkennungsrichtlinie‹ ist eine Entschädigungsleistung, wohingegen die ZRBG-Rente eine erarbeitete Rente ist«, sagt Reeh. Und das schloss sich gegenseitig aus. Für die Überlebenden sei es ein »positives Zeichen«, betont die Rechtsberaterin, »denn es bedeutet, dass ihr Verfolgungsschicksal und ihre Arbeit im Ghetto anerkannt werden«.

Das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) wird die Anträge auf die sogenannte Anerkennungsleistung, die bisher wegen eines gleichzeitigen Rentenbezugs abgelehnt worden waren, »von Amts wegen wieder aufgreifen«, heißt es in einer Erklärung. Laut BADV werden diese Fälle auf »Basis der Neufassung« geprüft werden. Die Betroffenen müssten keine neuen Anträge stellen.

Von den Leistungen ausgeschlossen sind laut BADV Menschen, deren »Arbeit im Ghetto als Zwangsarbeit aus den Mitteln der Stiftung ›Erinnerung, Verantwortung und Zukunft‹ schon entschädigt worden sind«. Und die, die ihren Antrag nach der vorgegebenen Ausschlussfrist, dem 31. Dezember 2011, stellen. Die Anträge können auf deutsch, englisch und russisch auf der BADV-Website heruntergeladen werden.

Weitere Informationen und Antragsformulare unter www.badv.bund.de

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  10.11.2025 Aktualisiert

Würzburg

Zentralrat der Juden fordert mehr Zivilcourage gegen Hass

Beim Gedenken an die Novemberpogrome in Würzburg hat Juden Schuster die grassierende Gleichgültigkeit gegen Judenhass kritisiert

 10.11.2025

Gedenken

Bundespräsident Steinmeier fordert Widerstand gegen Rechtsextreme

Die Demokratie sieht der Bundespräsident so bedroht wie nie seit der Wiedervereinigung. Das Staatsoberhaupt erklärt, was nun aus seiner Sicht passieren muss

von Martina Herzog  10.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Marbach am Neckar

Schillerrede: Soziologin Illouz vergleicht Trump mit »König Lear«

Statt Selbstbeweihräucherung empfiehlt die Soziologin Eva Illouz in der Schillerrede 2025 den Zweifel und das Zuhören - nur das helfe aus der eigenen Echokammer heraus

 10.11.2025

Berlin

»Besetzung gegen Antisemitismus« an TU Berlin

Nach pro-palästinensischen Universitätsbesetzungen in der Vergangenheit haben nun Studierende ein Gebäude an der TU Berlin besetzt, um gegen Antisemitismus zu protestieren. Sie machen dem Allgemeinen Studierendenausschuss Vorwürfe

 10.11.2025

Antisemitismus

Rabbinatsstudent am Berliner Hauptbahnhof beschimpft

Der angehende Rabbiner aus Deutschland war am 9. November auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für die Novemberpogrome. Sein Urgroßvater hat die Schoa überlebt

 10.11.2025