Berlin

In aller Freundschaft

Freundliche Begegnung: Papst Benedikt XVI. begrüßt Dieter Graumann (4.v.r.), Vertreter des Zentralrats, der Rabbinerkonferenzen sowie der jüdischen Bildungseinrichtungen. Foto: ddp

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat nach dem Treffen mit Papst Benedikt XVI. am Donnerstag in Berlin ein rundum positives Fazit gezogen. Die Begegnung sei von Wärme, Herzlichkeit und Verständnis geprägt gewesen, sagte Graumann der Jüdischen Allgemeinen.

Man habe vor allem die Gemeinsamkeiten betont und sich für einen sich weiter intensivierenden Dialog von Juden und Christen ausgesprochen. Graumann zeigte sich tief beeindruckt, dass Papst Benedikt auf seine Worte eingegangen sei und die Notwendigkeit ständiger Gespräche betont sowie die innere Verwandtschaft mit dem Judentum hervorgehoben habe.

Dialog »Wir sind schon jetzt auf einem sehr guten Weg«, sprach Graumann die bereits existierenden regelmäßigen Treffen von Rabbinern und Bischöfen an. Dem deutschen Papst sei die Aussöhnung und Freundschaft mit den älteren Brüdern, wie es einst sein Vorgänger Johannes Paul II. bezeichnet hatte, eine Herzensangelegenheit. Dessen sei er sich gewiss, betonte Graumann im Interview. Benedikt habe das Werk seines Vorgängers zu dessen Amtszeit tatkräftig begleitet und führe es fort.

Er habe in dem knapp halbstündigen Treffen, an dem Bischöfe, Vertreter des Zentralrats, Präsidiums sowie Rabbiner und Leiter der jüdischen Ausbildungsstätten beteiligt waren, aber auch die Schmerzen angesprochen, die Juden heute immer noch verspürten. Es sind dies die Wiederzulassung der Karfreitagsfürbitte, »die uns wirklich wehtut«, das Thema Piusbruderschaft, die »für Fanatismus, Fundamentalismus, Rassismus und Antisemitismus, ja schlicht finsteres Mittelalter und für Unversöhnlichkeit« steht, sowie die beabsichtigte Seligsprechung von Papst Pius XII., jenem Pontifex, der im Zweiten Weltkrieg zu den Verbrechen an den Juden zu »laut geschwiegen« habe. Aber auch hier sehe er sehr gute Ansätze des wohlmeinenden Umgangs mit den Problemen.

Versöhnung Von dem Besuch Benedikts gingen versöhnliche und gute Zeichen aus, sagte der Zentralratspräsident. »Der Papst hat sehr viele Signale von Herzlichkeit, von Freundschaft uns gegeben, hat noch einmal betont, wie sehr uns, wie viel uns miteinander verbindet. Ich glaube, das ist ein Impuls für eine neue Nähe, für eine neue vertiefte und noch weiter besserte Beziehung.«

Ausdrücklich dankte er dem katholischen Kirchenoberhaupt für »Ihre Absage an jede Judenmission und Ihre mehr als deutliche Zurückweisung des jahrhundertealten Vorwurfes des Gottesmordes. Das hat uns gut getan.« Unter dem Vorwurf des Gottesmordes seien Juden schließlich jahrhundertelang verfolgt worden.

Jetzt gelte es, die gemeinsamen Aufgaben in den Vordergrund zu stellen, sagte der Zentralratspräsident: »In einer Welt, in der, jedenfalls in Europa, die Kraft des Glaubens leider schwächer und bisweilen weniger populär zu werden scheint, haben wir umso mehr gemeinsame Ziele und gemeinsame Interessen. Und noch so viel mehr, was uns eint.« Deswegen forderte er von beiden Seiten: »Ich wünsche mir einen Dialog zwischen Juden und Christen, der unsere Gemeinsamkeiten betont, bekräftigt und bestärkt.«

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025