Diplomatie

Israel reagiert auf antisemitisches Video von Ministerin

Die Chefin der Linkskoalition Sumar bei einem Wahlkampfauftritt am Donnerstag Foto: picture alliance / Sipa USA

Israel ist empört über die Aussagen der stellvertretenden spanischen Ministerpräsidentin und Ministerin für Arbeit und Soziales, Yolanda Díaz, - und zieht Konsequenzen. Die Chefin der Linkskoalition Sumar bildet gemeinsam mit der Sozialistischen Partei (PSOE) von Regierungschef Pedro Sánchez eine Minderheitsregierung.

Vergangene Woche hatte Díaz ein Video veröffentlicht, in dem sie nicht nur die von ihrer Partei lange geforderte Anerkennung eines Staates Palästina durch Spanien feierte, sondern auch von einem Genozid an den Palästinensern sprach und EU-Sanktionen gegen Israel forderte. Ihre Videobotschaft endete Díaz mit dem antisemitischen Schlachruf: »Palästina wird frei sein, vom Fluss bis zum Meer.«

Yolanda Díaz bei einem Protestmarsch gegen den Krieg in Gaza im Oktober 2023Foto: picture alliance / abaca

Die Anerkennung des palästinensischen Staates sei, so Díaz, »vor allem ein Akt der Menschlichkeit«. Jeden Tag wache man »mit Bildern der Barbarei auf«, der Staat Israel habe bereits 35.000 Menschen ermordet, ein Drittel von ihnen Kinder.

Díaz sagte, Spanien müsse darauf drängen, dass die Europäische Union die Vereinbarungen mit und Zuschüsse an Israel aufhebe. »Wir werden aus unserer Regierungsverantwortung heraus weiterhin Druck ausüben, um die Menschenrechte zu verteidigen und dem Völkermord am palästinensischen Volk ein Ende zu setzen«, so die 53-Jährige.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Am Freitag schrieb Außenminister Israel Katz auf der Plattform X: »Wenn diese ignorante, hasserfüllte Person verstehen will, was der radikale Islam wirklich will, sollte sie besser die 700 Jahre islamischer Herrschaft im Al-Andalus - dem heutigen Spanien - studieren.« Als Konsequenz kündigte er an, dass sich Spaniens Botschaft in Tel Aviv und das spanische Konsulat in Jerusalem künftig nicht mehr um die Palästinenser im Westjordanland kümmern dürften.

Der Satz »Vom Fluss bis zum Meer« wird von der Hamas als Motto verwendet. In Deutschland sehen die Bundesregierung und darüber hinaus alle relevanten Antisemitismusforscher ihn als Aufruf zur Vernichtung Israels und als Leitspruch einer verbotenen Vereinigung an. Verwaltungsgerichte sind sich hingegen uneins, ob die öffentliche Verwendung des Satzes strafbar ist.

Am Mittwoch hatte die Regierung in Madrid angekündigt, ab Dienstag einen Palästinenserstaat diplomatisch anerkennen zu wollen. Irland und Norwegen werden diesen Schritt ebenfalls gehen und mit der seit 20 Jahren von Mahmud Abbas geführten Regierung der Autonomiebehörde in Ramallah zusammenarbeiten.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im Parlament in Madrid sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez, die Anerkennung richte sich »nicht gegen das israelische Volk«, das man respektiere und schätze. Er fügte hinzu: »Und sie richtet sich schon gar nicht gegen die Juden, ein bewundernswertes Volk, dessen Identität eng mit Spaniens Geschichte und Kultur verwoben ist.» Die Anerkennung entspreche aber dem Willen der Mehrheit des spanischen Volkes. Sie war im Herbst in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden.

Sánchez übte jedoch indirekt scharfe Kritik an der israelischen Regierung: «Es kann sein, dass israelische Führer es nicht so sehen wie wir. Wir sind darauf vorbereitet. Diplomatie bedeutet nicht, andere nicht zu stören, sondern mit friedlichen Mitteln Werte und eigene Interessen zu verteidigen. Das tun wir heute.»

In Jerusalem wird die diplomatische Anerkennung eines Palästinenserstaat als eine Art Belohnung für die Hamas und ihr Massaker an Israelis am 7. Oktober 2023 angesehen. Bislang hatten die Mitgliedsstaaten der Europäische Union sowie zahlreiche andere westliche Länder die offizielle Anerkennung Palästinas mit dem Argument verwehrt, eine solche könne nur am Ende eines Friedensprozesses stehen. mth

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Wie viel Migration verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig?

Bundesbildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar

 04.07.2025

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025