Potsdam

»Ich schließe das nicht aus«

Generalstaatsanwalt verdächtigt Verfassungsschutz, an Anschlag auf Jüdische Trauerhalle 2001 verwickelt gewesen zu sein

 19.11.2016 16:38 Uhr

Tatort: Nach dem Brandanschlag am 8.Januar 2001 begutachten Polizisten die Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof in Potsdam. Foto: dpa

Generalstaatsanwalt verdächtigt Verfassungsschutz, an Anschlag auf Jüdische Trauerhalle 2001 verwickelt gewesen zu sein

 19.11.2016 16:38 Uhr

Brandenburgs Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg hat den Verdacht geäußert, dass der Landesverfassungsschutz an einem Brandanschlag 2001 auf die Trauerhalle des jüdischen Friedhofs in Potsdam verwickelt gewesen sein könnte. Er schließe das nicht aus, sagte Rautenberg dem »Tagesspiegel«.

Der märkische Verfassungsschutz wurde zu der Tatzeit von Heiner Wegesin geführt, den der damalige Innenministers Jörg Schönbohm (CDU) 2004 überraschend vorzeitig in den Ruhestand schickte. Das sei die »finsterste Zeit der Behörde« gewesen, sagte Rautenberg. Nach seinen Worten habe das Gespür gefehlt, welche Grenzen nicht überschritten werden dürfen.

zweifel Der Generalstaatsanwalt war am Freitag als Sachverständiger im NSU-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtages angehört worden, der vor allem auch Verwicklungen des Verfassungsschutzes und eines V-Mannes in den NSU-Mordkomplex aufklären soll.

Der Anschlag auf die Trauerhalle am 8. Januar 2001 in Potsdam hatte damals bundesweit Aufsehen erregt; der Generalbundesanwalt hatte die Ermittlungen übernommen, Täter wurden aber nie gefasst. In einem Bekennerschreiben hatte sich damals eine »Nationale Bewegung« zu der Aktion bekannt.

»Zu den Merkwürdigkeiten dieses Verfahrens« gehöre es, dass nach dem Brandanschlag auf die Trauerhalle die »Nationale Bewegung« überhaupt nicht mehr in Erscheinung getreten sei, sagte der Generalstaatsanwalt laut Zeitung in dem NSU-Ausschuss. »Daher will ich nicht verhehlen, dass mir Zweifel gekommen sind, ob es diese Gruppierung tatsächlich je gegeben hat.«

Bekennerschreiben Wegesin habe damals Einwände erhoben, dass das Verfahren dem Generalbundesanwalt zur Übernahme angeboten worden sei, sagte Rautenberg. Danach habe er das Bekennerschreiben im Internet veröffentlichen lassen, worin die Bundesanwaltschaft eine Behinderung ihrer Ermittlungen gesehen habe.

Rautenberg habe zudem in dem Ausschuss daran erinnert, dass der Brandenburger V-Mann Toni S. in den Jahren 2001 und 2002 mit Wissen und Unterstützung des Verfassungsschutzes die Musik-CD Noten des Hasses einer rechtsextremistischen Band in einer Auflage von 2.000 Exemplaren produzierte und vertrieb. Die Lieder enthielten Mordaufrufe unter anderem auch gegen Rautenberg selbst. epd

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Antisemitismus

Auch in Halle Stolpersteine gestohlen

In Halle wurden ebenfalls Stolpersteine aus dem Boden gebrochen

 22.10.2024

USA

Israelfeindliche Gruppen an Unis werden immer radikaler

Auch an der Columbia University ist die Situation alarmierend

von Imanuel Marcus  22.10.2024

Umfrage

Grüne am ehesten für Waffenexporte nach Israel

Die Mehrheit der Deutschen lehnt Waffenlieferungen an den jüdischen Staat jedoch ab

 22.10.2024