Berlin

»Ich bediene keine Zionisten«: Paar aus Café geworfen

Foto: picture alliance / Wolfram Steinberg

In einem linken Café im Berliner Stadtteil Neukölln ist es zu einem antisemitischen Zwischenfall gekommen. Eine Besucherin und ihr israelischer Partner wurden dort beschimpft und des Lokals verwiesen, weil sie ein T-Shirt mit hebräischer Schrift trug. Das berichtet der »Tagesspiegel«, der mit der Betroffenen sprach.

Die Frau, die aus Sicherheitsgründen »Raffaela« genannt wird, besuchte am Freitagnachmittag gemeinsam mit ihrem israelischen Partner das Café »K-Fetisch«, das sich selbst als »linkes, trans* und nichtbinäres Kollektiv« versteht. Als die Mitarbeiterin hinter der Theke die hebräische Aufschrift auf Raffaelas T-Shirt bemerkte, habe sie sich geweigert, sie zu bedienen. Laut »Tagesspiegel« soll sie auf Englisch gesagt haben: »I don’t serve you – ich bediene keine Zionisten.«

Die Angestellte habe die Frau lautstark beschimpft und behauptet, Hebräisch sei »die Sprache des Unterdrückers«. Außerdem warf sie ihr vor, »den Genozid in Gaza zu unterstützen«. Die Besucherin und ihr Begleiter wurden anschließend aufgefordert, das Café zu verlassen. Als sie sich draußen befanden, habe die Mitarbeiterin von drinnen ein Foto von ihnen gemacht. Auf die Aufforderung, das Bild zu löschen, habe sie mit der Drohung eines Hausverbots reagiert.

»Feindselige und einschüchternde« Atmosphäre

Raffaela sprach später von einer »zutiefst feindseligen und einschüchternden« Atmosphäre. Sie sagte: »Das war Antisemitismus – allein weil jemand die hebräische Sprache ablehnt.«

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Besonders absurd: Das T-Shirt, um das es ging, ist Teil eines Friedensprojekts. Auf dem Kleidungsstück stand das Wort Falafel in lateinischer, arabischer und hebräischer Schrift. Unter dem Titel »Falafel Humanity Shirt« werden mit dem Verkaufserlös Spenden für die israelische Frauenorganisation »Women Wage Peace« gesammelt, die sich für Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt. Initiiert wurde es vom Hamburger Designer Nikolai Dobreff, mit dabei waren die iranische Designerin Golnar Kat Rahmani und der israelische Designer Liad Shadmi, die beide in Deutschland leben.

Foto: Nikolai Dobreff

In einem offenen Brief an das »K-Fetisch« schrieb Raffaela später, sie habe das Café bisher als Ort geschätzt, »an dem Diskriminierung keinen Platz hat«. Der Vorfall zeige jedoch, »dass Juden dort nicht willkommen sind«. Sie fragte: »Schon mal darüber nachgedacht, wie es sich für Juden anfühlt, durch Neukölln zu gehen? Warum haben auf eurer Regenbogenflagge eigentlich alle Platz außer Juden?«

Das Café reagierte auf eine Anfrage des »Tagesspiegel« bislang nicht. Noch vor wenigen Jahren habe es als Treffpunkt gegolten, in dem auch jüdische und israelische Linke willkommen waren, so die Publikation. Inzwischen verbreitet das Lokal über soziale Medien Texte, die sich offen gegen Israel und Deutschland richten. ja

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