Das Londoner Auktionshaus Christie’s hat am Donnerstag eine geplante Versteigerung von rund 300 weiteren Objekten aus der Sammlung der östereichischen »Kaufhaus-Erbin« Heidi Horten abgesagt, nachdem jüdische Organisationen und Sammler ihrem Unmut darüber Luft gemacht hatten.
Bereits im Mai wurden in Genf Schmuck und Edelsteine aus dem Nachlass der 2022 verstorbenen Witwe von Helmut Horten (1909-1987) versteigert. Der Verkaufserlös betrug damals mehr als 200 Millionen Dollar. Der Großteil werde für die Wissenschaft und für wohltätige Zwecke, darunter auch Schoa-Erziehung, ausgegeben, erklärte die Heidi-Horten-Stiftung damals. Allerdings hatten zahlreiche Historiker und auch Organisationen, die die Interessen von Holocaust-Überlebenden vertreten, scharf dagegen protestiert.
Helmut Horten hatte in der NS-Zeit auch Warenhäuser in sein Einzelhandelsimperium einverleibt, die zuvor von ihren jüdischen Besitzern unter Zwang und daher weit unter Wert verkauft worden waren. Stolz präsentierte Horten den Besitzerwechsel damals als erfolgreiche »Arisierung«. Nach dem Krieg brachte er sein Vermögen in die Schweiz. Die 1941 geborene Heidi Jelinek heiratete Helmut Horten 1966 und erbte nach seinem Tod 1987 sein auf mehrere Milliarden Euro geschätztes Vermögen.
ZURÜCKWEISUNG Christie’s hatte den Versteigerungskatalog nach der Kritik überarbeitet, die Auktion aber dennoch durchgeführt. Mehrere Organisationen, darunter auch die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wollten das von Christie’s angebotene Spendengeld aus dem Versteigerungserlös aber nicht annehmen. Das Kunstmuseum Tel Aviv sagte eine gemeinsam mit Christie’s geplante Konferenz zum Thema Kunstrestitution ab, nachdem ein Verband von Holocaust-Überlebenden in den USA es dazu aufgefordert hatte. Man dürfe »Holocaust-Profiteuren« keine Plattform bieten, um »ihre Plünderungen zu rechtfertigen und Holocaust-Überlebende auf der ganzen Welt auszugrenzen«, wetterte die Holocaust Survivors Foundation USA (HSF) im Juni.
Die Proteste zeigten jetzt offenbar Wirkung. »Der Verkauf der Heidi-Horten-Schmuckkollektion hat intensive Aufmerksamkeit erregt, und die Reaktion darauf hat uns und viele andere zutiefst betroffen gemacht, und wir werden weiter darüber nachdenken«, erklärte Anthea Peers von Christie’s am Donnerstag.
Der Vorsitzende der HSF, David Schaecter, begrüßte die Entscheidung. »Wir freuen uns zu hören, dass die weltweite Empörung über den Verkauf des unrechtmäßig erworbenen Vermögens der Horten-Stiftung durch Christie’s (…) das Auktionshaus dazu veranlasst hat, den für diesen Herbst geplanten Verkauf von weiterem Horten-Schmuck abzusagen«, sagte Schaecter. Man sei froh, dass Christie’s eingesehen habe, dass die neuerliche Versteigerung vielen Überlebenden »großen Schmerz« zugefügt hätte. mth