Brandenburg/Havel

Holocaust-Leugner Horst Mahler gestorben

Horst Mahler, ehemaliger NPD-Anwalt, in seinem Prozess wegen Volksverhetzung und Leugnung des Holocausts Foto: picture alliance/dpa

Von ganz links rückte der Jurist Horst Mahler nach ganz rechts: Er war Mitbegründer der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) und wandelte sich später zu einem entschiedenen Rechtsextremisten. Als Leugner des Holocaust wurde er mehrfach verurteilt, zuletzt zu zehn Jahren Gefängnis, die er schwer krank in Brandenburg/Havel absaß. Ein zwischenzeitlicher Fluchtversuch nach Ungarn endete schnell wieder in der Zelle. 

Bis zu seinem Tod zeigte sich Mahler mit nationalistischen und antisemitischen Äußerungen als unbelehrbarer Rechtsextremist. Am Sonntagnachmittag starb er in Berlin im Alter von 89 Jahren in einem Krankenhaus, wie Rechtsanwalt Jan Dollwetzel, der ihn zuletzt in einem Prozess vertreten hatte, der Deutschen Presse-Agentur sagte.Mahlers Vater war überzeugter Nationalsozialist 

Mahler wurde am 23. Januar 1936 in Haynau (Schlesien) geboren. Nach dem Krieg wuchs er zunächst im sachsen-anhaltinischen Dessau-Roßlau auf. Sein Vater war überzeugter Nationalsozialist und nahm sich 1949 das Leben. Daraufhin siedelte die Familie nach West-Berlin über.

Klarsfeld und Dutschke

Mahler wurde Anwalt von Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld und von Studentenführer Rudi Dutschke. 1969 verteidigte er die Kaufhaus-Brandstifter Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Kurz danach gründete er mit ihnen die linksextreme Terrororganisation RAF.Otto Schily und Gerhard Schröder als Verteidiger

Im Oktober 1970 wurde Mahler verhaftet und wegen Beteiligung an verschiedenen Banküberfällen mit linksterroristischem Hintergrund zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Der spätere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) war damals einer seiner Verteidiger. Im Gefängnis distanzierte sich Mahler von seiner terroristischen Vergangenheit. Nach zehn Jahren kam er frei. 1987 wurde er mit Hilfe seines Verteidigers, dem damaligen Juso-Vorsitzenden und späteren SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder, wieder als Anwalt zugelassen.

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In den 1990er Jahren wechselte Mahler drastisch die Seite: Für einige Jahre wurde er NPD-Mitglied, veröffentlichte eine »Flugschrift an die Deutschen, die es noch sein wollen, über die Lage ihres Volkes« und gründete eine nationale Bürgerbewegung.

Für NPD vor BVerfG

Wegen faschistischer Äußerungen schloss ihn die Vereinigung Berliner Strafverteidiger im Januar 2001 aus. Seine Tätigkeit als Anwalt blieb davon unberührt: Im selben Jahr vertrat er die NPD im Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Nach der Ablehnung des Verbotsantrags durch die Richter trat er aus der Partei aus.Im Gefängnis verfasst Mahler antisemitische Hetzschrift

Zu seinem Tod schrieb die umbenannte NPD nun unter dem neuen Namen »Die Heimat« im Internet: »Danke, Horst. Danke für Alles! Ein Kämpfer für Deutschland und für das Recht verabschiedet sich an seinem Hochzeitstag aus diesem Leben.«

Als Holocaust-Leugner wurde Mahler mehrfach von deutschen Gerichten verurteilt. Daraus bildete das Landgericht München II im April 2010 zwei Gesamtfreiheitsstrafen von 2 Jahren und 4 Monaten sowie von 7 Jahren und 10 Monaten. Von 2009 an saß Mahler in Brandenburg/Havel ein. Trotzdem verfasste er im Gefängnis eine 200-seitige antisemitische Hetzschrift, die Unbekannte ins Internet stellten.

Auslieferung aus Ungarn

Nach einer Haftunterbrechung wegen seiner schweren Erkrankung im Jahr 2015 flüchtete er nach einer Wiedervorladung zum Haftantritt im Frühjahr 2017 nach Ungarn und beantragte vergeblich als angeblich politisch Verfolgter Asyl. Er wurde ausgeliefert und musste die Reststrafe absitzen. Eine im November 2018 beantragte erneute Haftunterbrechung für den bereits schwer kranken Mahler lehnte die zuständige Staatsanwaltschaft München II ab. 

Im Oktober 2020 wurde Mahler aus dem Gefängnis entlassen und lebte im brandenburgischen Kleinmachnow bei Berlin. Im April 2023 wurde ein weiterer Prozess gegen ihn wegen seiner schweren Krankheit vorläufig eingestellt - und angesichts seines Gesundheitszustandes nicht wieder aufgenommen.

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