Meinung

Hohle Moralpredigten

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Ein Appell an die Konfliktparteien!» – wer solche Überschriften zu seinen Kommentaren, Resolutionen oder nachdenklichen Essays gerade in die Tasten haut, gerne mit dem Wort «Gewaltspirale» garniert, sollte sich die Mühe gleich sparen. Die darin enthaltene Aufforderung, die Rabauken da unten im Nahen Osten sollten sich gefälligst vertragen, hat nichts mit Politik zu tun, nichts mit den Realitäten der Region und des aktuellen Konflikts. Sie ist nichts anderes als der unverschämte Vorschlag, das seit Jahren malträtierte Opfer solle endlich dem sich als klein und harmlos gerierenden Täter die Hand zur Versöhnung reichen.

bedrohung Seit Jahren bombardiert die Hamas mit Raketen aus dem von ihr beherrschten Gazastreifen Städte und Siedlungen im südlichen Israel. Was da landet, sind keine «Feuerwerkskörper», wie zynische Judenhasser behaupten, die für sich selbst das Etikett des aufgeklärten Antiimperialisten beanspruchen. Es sind todbringende Sprengsätze, die nur deswegen bislang wenig Opfer forderten, weil Israel in den bedrohten Ortschaften ein dichtes Schutzbunkernetz gebaut hat und weil es mit «Iron Dome» ein Raketenabwehrsystem besitzt.

Gewiss, Israel verfügt mit Zahal über eine gut gerüstete Armee auf hohem technischen Niveau. Richtig ist auch, dass die Hamas Ähnliches nicht hat. Das mag vielleicht eine Erklärung sein, warum ihr – trotz ihres offenen terroristischen und reaktionären Charakters – immer noch Sympathien von Leuten zufliegen, die es doch besser wissen sollten.

Demokratie Vermutlich aber ist die Unterstellung, da drückten nur Menschen einem Underdog die Daumen, eine zu höfliche. Denn was Israel, diesen von acht Millionen Menschen bewohnten winzigen Staat am Mittelmeer, auszeichnet, ist nicht nur die wirtschaftliche oder militärische Potenz, die von seinen Feinden immer überzeichnet wird. Es sind vor allem zwei Dinge: Es ist die einzige Demokratie in der Region, und es ist ein jüdischer Staat.

Wer also künftig immer noch über scheinbar moralisch auf gleicher Höhe befindliche «Konfliktparteien» schwadronieren möchte, sollte etwas konkreter sein. So schwer ist es doch nicht, zu benennen, wer die demokratische und wer die undemokratische Partei im Konflikt ist. Oder noch ehrlicher: wer jüdisch ist und wer Juden hasst.

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025