Debatte

Heusgen: Schoa Grund für Waffenlieferungen an Ukraine

Gedenken am Babyn-Jar-Mahnmal 2021 in Kiew: Mehr als 33.000 Juden wurden dort im September 1941 von Einsatzgruppen der SS und Einheiten der Wehrmacht ermordet. Foto: imago images/SNA

Der künftige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die EU sowie die Nato-Staaten in der Ukraine-Krise zu Zusammenhalt aufgerufen und die Diskussion über mögliche deutsche Waffenlieferungen an Kiew befeuert.

In einem Interview mit der »Rheinischen Post« und dem Bonner »General-Anzeiger« sagte Heusgen: »Geschlossenheit ist ein starkes Mittel, um Russland zu beeindrucken. Putins Methode war und ist es ja immer wieder, zu versuchen zu spalten: zwischen Europa und den USA und innerhalb der Europäischen Union. Deswegen müssen die Staaten von Nato und EU zusammenstehen.«

AGGRESSION Die Diplomatie zeige inzwischen erste Erfolge. »Aus Russland kommen etwas weniger aggressive Töne. Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt.« Russlands Präsident Wladimir Putin habe seine mehr als 100.000 Soldaten noch nicht von der Grenze zur Ukraine abgezogen. »Diese Aggression ist gezielt, und sie ist gewollt«, so Heusgen.

Deutschland sei zwar aufgrund der eigenen Geschichte bei Waffenlieferungen in Spannungsgebiete sehr zurückhaltend. »Gleichzeitig exportieren wir ebenfalls mit dem Verweis auf unsere Geschichte modernste U-Boote nach Israel«, sagte Heusgen weiter. Es werde »zurecht« gefragt, ob die Bundesregierung nicht aus dem gleichen Grund auch Waffen in die Ukraine liefern müsse.

https://twitter.com/F13Helmenstein/status/1488025729191325698

Der frühere außenpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel und spätere deutsche UN-Botschafter in New York erinnerte dabei insbesondere an die »bestialische« Ermordung von mehr als 30.000 jüdischen Ukrainern in Babyn Jar bei Kiew durch die deutschen Besatzer im September 1941.

SICHERHEITSRAT Am Wochenende hatte auch der scheidende Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, die Zurückhaltung der Bundesregierung in dieser Angelegenheit kritisiert. Deutschlands Ansehen in der Welt stehe auf dem Spiel, das Land stehe aktuell »in einem miesen, schlechten Licht« da, sagte Ischinger, der wie Heusgen ein ehemaliger deutscher Spitzendiplomat ist.

Die Spannungen an der Grenze beschäftigen am Montag erstmals den UN-Sicherheitsrat. Die USA haben das Thema vergangene Woche nach informellen Gesprächen mit anderen Mitgliedern des Rats und der Ukraine auf die Tagesordnung gesetzt.

Washington und seine Verbündeten befürchten eine russische Invasion in der Ukraine. Sie verlangen einen Rückzug der an der ukrainischen Grenze versammelten russischen Soldaten. Vor dem Sicherheitsrat wird weniger mit Lösungen bezüglich des Konflikts gerechnet. Vielmehr könnten die USA die internationale Bühne als Druckmittel gegen Moskau benutzen. dpa/ja

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025