Social Media

Facebook geht gegen QAnon vor

Unter den Anh:angern von US-Präsident Donald Trump sind auch zahlreiche QAnon-Anhänger. Foto: imago images/ZUMA Press

Die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram wollen härter gegen QAnon durchgreifen. Nachdem seit August fast 2000 Facebook-Seiten und 10.000 Instagram-Konten der vor allem in den USA aktiven antisemitischen Bewegung gesperrt wurden, weil sie Aufrufe oder Unterhaltungen zu Gewalt enthielten, teilte das Netzwerk am Dienstag mit, man werde noch härter gegen die rechte Gruppierung vorgehen.

»Mit sofortiger Wirkung werden wir Facebook-Seiten, Gruppen und Instagram-Konten entfernen, auch wenn diese keine Gewalt beinhalten,« so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Man habe festgestellt, dass QAnon-Inhalte auch weiterhin auf der Plattform verbreitet würden, sagte Facebook. Die Ausbreitung geschehe sehr rasch. Man wolle so verhindern, dass der US-Wahlkampf durch QAnon beeinflusst werde.

»PIZZAGATE« Die Verschwörungstheorie nahm ihren Anfang im Jahr 2016. Damals wurde das falsche Gerücht in die Welt gesetzt, Politiker der Demokraten betrieben von einer Pizzeria in Washington aus ein internationales Pädophilen-Netzwerk.

Im Oktober 2017 griff ein anonymer Internet-Nutzer mit dem Codenamen »Q« auf der Plattform »4Chan« die Theorie vom »Pizzagate« erneut auf. Kurze Zeit später wechselte »Q« auf »8chan« (heute »8kun«) und teilte dort regelmäßig rassistische, antisemitische und frauenfeindliche Inhalte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Unter anderem behauptete »Q«, internationale Eliten hätten es darauf abgesehen, den US-Präsidenten Donald Trump zu Fall zu bringen. George Soros und andere jüdische Finanziers würden gemeinsam mit demokratischen Politikern unter einer Decke stecken und einen Putsch planen, um die Vereinigten Staaten in eine Diktatur zu verwandeln.

Zudem verbreiteten QAnon-Anhänger die Behauptungen, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sei mit Adolf Hitler »blutsverwandt« und die jüdische Familie Rothschild stehe an der Spitze eines Geheimbundes von Satanisten. Auch das Thema Pädophilie taucht immer wieder in Zusammenhang mit QAnon-Posts auf.

TRUMP Die abstrusen Verschwörungstheorien haben sich seitdem vor allem unter Trump- Anhängern in den USA rasant verbreitet. Dem Präsidenten nahestehende rechte Publizisten und Journalisten haben immer wieder zustimmend QAnon-Inhalte geteilt.

Im August verbreitete die als Rednerin beim Republikaner-Parteitag vorgesehene Mary Ann Mendoza auf Twitter ein QAnon-Pamphlet, in dem behauptet wird, die »Protokolle der Weisen von Zion« seien in Wahrheit gar keine Fälschung, und Großbritanniens Königin Elizabeth II. sowie Obama, Soros und »die satanische Hohepriesterin Hillary Diane Rodham Clinton« seien Teil einer Verschwörung der Rothschilds, um Nichtjuden ihres Eigentums zu berauben. Bei den Republikanern sind im laufenden Wahlkampf für den US-Kongress mehrere Kandidaten im Rennen, die Sympathien für QAnon-Ideen gezeigt haben.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Immer wieder wurden QAnon-Anhänger in jüngster Zeit auch mit rechtsextremen Gewalttaten und Ausschreitungen in den USA in Verbindung gebracht. Wer hinter dem Pseudonym »Q« steckt, war bis vor kurzem nicht bekannt. Im September berichteten US-Medien, der seit 2001 auf den Philippinen lebende Amerikaner James A. Watkins und dessen Sohn Ronald steckten hinter der QAnon-Bewegung. Watkins stritt dies aber ab.

BOYKOTT Im Sommer hatte die Anti-Defamation League gemeinsam mit anderen jüdischen und nichtjüdischen Organisationen einen Anzeigenboykott von Facebook initiiert, um auf das wachsende Problem von Hassrede und Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken aufmerksam zu machen.

Es wird vermutet, dass alleine auf Facebook mehrere Millionen Nutzer die zum Teil kruden Thesen von QAnon verbreiten. Bereits Ende Juli hatte die Plattform Twitter angekündigt, Accounts mit QAnon-Inhalten zu blockieren und das Teilen von Links zu solchen Seiten zu verhindern. Außerdem sollen solche Beiträge auf Twitter nicht mehr empfohlen werden.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte dem »Spiegel« unlängst in einem Interview, die QAnon-Bewegung zeichne sich durch ihre »Anschlussfähigkeit an verschiedenste Verästelungen von Verschwörungsmythen« aus. Antisemitismus wirke dabei »wie ein unheilvolles Bindemittel zwischen diesen Strömungen«. mth/dpa

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024